2.1 Wesentliche Ergebnisse Ziel des Fortsetzungsprojektes war es, mithilfe der personalorientierten Simulation ein Werkzeug zur Gestaltung flexibler Arbeitszeitmodelle für Krankenhäuser zu entwickeln. Dabei können in einem Krankenhaus bzw. einer Krankenhaus-Abteilung verschiedene Arbeitszeitmodelle gleichzeitig praktiziert werden, die in ihrer Gesamtheit als "Arbeitszeitsystem" bezeichnet werden. Zur Erreichung dieses Ziels wurde zunächst ein Konzept für die Modellierung von Krankenhäusern entwickelt. Für die Entwicklung des Modellierungskonzeptes zur Arbeitszeitgestaltung wurde dieses Verständnis herangezogenen und für die Zwecke der Simulation im Krankenhausbereich entsprechend verfeinert (vgl. auch Bogus 2002, S. 55 ff.). Des Weiteren wurde ein Konzept für die Modellierung von Krankenhäusern entwickelt. Grundlage hierfür bildeten das von HEITZ (1994, S. 94 ff.) entwickelte Schema zur Beschreibung von Fertigungsstrukturen sowie das von BOGUS (2002, S. 102 ff.) entwickelte Schema zur Beschreibung von Dienstleistungsbetrieben. Diese mussten um die rein fertigungs- bzw. dienstleistungsspezifischen Merkmale gekürzt sowie um Merkmale zur Beschreibung von krankenhaus spezi fischen Anforderungen ergänzt werden. Die entwickelten Modellierungskonzepte wurden in das am ifab bereits in früheren Projekten entwickelte Simulations verfahren OSim-GAM (Objekt Simulator zur Gestaltung von ^4rbeitszeitmodellen; zur Vertiefung JONSSON 2000; ZÜLCH, JONSSON, FISCHER 2002; BOGUS 2002) integriert. Darauf aufbauend wurde in einem nächsten Schritt eine entsprechende Erweiterung für die Gestaltung von Arbeitszeitsystemen entwickelt. Diese Erweiterung beinhaltet folgende Punkte: • Abbildung verschiedener Bereitschaftsdienste Damit Arbeitskosten adäquat ermittelt werden können, wurde das Konzept zur Modellierung von Personen dahingehend erweitert, dass nun auch Bereitschaftszeiten in Krankenhäusern (Arbeitsbereitschaft, Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft) abgebildet werden können. • Aufzeichnung des Personalbedarfs Um flexible Arbeitszeitmodelle bedarfsgerecht gestalten zu können, wurde eine Protokollierung des virtuell stochastisch auftretenden Personalbedarfes implementiert. • Bewertungskonzept Um beurteilen zu können, ob ein Arbeitszeitsystem für ein Krankenhaus geeignet oder ungeeignet ist, musste als Grundlage ein Bewertungskonzept entwickelt werden. Hierbei wurde auf das bekannte Bewertungskonzept mittels Zielerreichungsgraden zurückgegriffen und sowohl betriebswirtschaftliche, monetäre, mitarbeiterbezogene als auch patientenorientierte Kriterien einbezogen. Als betriebsorganisatorischer Zielerreichungsgrad wurde beispielsweise die "Auslastung der Mitarbeiter" betrachtet, als patientenorientierter Zielerreichungsgrad beispielsweise die "Aufenthaltsdauer". Um die Wirksamkeit des Verfahrens zu prüfen, wurden mehrere Simulationsstudien bei den kooperierenden Krankenhäusern durchgeführt. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass eine Arbeitszeitsystemplanung mittels Simulation für Krankenhäuser möglich ist. Darüber hinaus zeigten die Simulationsergebnisse, dass besonders flexible Arbeitszeitmodelle eine Reduktion der Wartezeiten von Patienten ermöglichen können. 2.2 Ausblick auf künftige Arbeiten und Beschreibung möglicher Anwendungen Das Simulationstool OSim kann nicht nur für die Gestaltung flexibler Arbeitszeitmodelle in Krankenhäusern verwendet werden. Neben dem Gesundheitssektor sind, in Verbindung mit einer problemspezifischen Anpassung von OSim-GAM, auch weitere Einsatzfelder denkbar. Das ifab hat beispielsweise schon Erfahrungen bei der Einführung flexibler Arbeitszeiten im Dienstleistungssektor (Einzelhandel, vgl. STOCK, BOGUS, STOWASSER 2004; Call-Center, vgl. ZÜLCH, STEIH, STOCK u.a. 2004, STOCK, ZÜLCH 2005) gesammelt. Aber auch im Fertigungssektor wurden flexible Arbeitszeiten angewendet (vgl. BÖRKIRCHER,ZÜLCH, STOCK 2005; ZÜLCH, FISCHER 2004). Da die Betriebszeit eines Krankenhauses in der Regel 24 Stunden täglich und 7 Tage die Woche beträgt, könnten flexible Arbeitszeitmodelle, bei denen dann beispielsweise Einsatzzeiten von l Uhr bis 4 Uhr auftreten können, in der Praxis zu Akzeptanzproblemen rühren. Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen können daher auch unterschiedliche Schichtmodelle simuliert werden, die teilweise ebenfalls zu Verbesserungen gegenüber der Ausgangssituation führten. Das Simulationstool OSim-GAM kann folglich auch zur Gestaltung von Schichtmodellen eingesetzt werden. Bei Gesprächen mit Ärzten und Pflegekräften im Krankenhaus wurde deutlich, dass die Patientenorientierung stärker ausgeprägt hätte sein können. Beispielsweise wurde es als positiv angesehen, wenn das Wartezimmer voll besetzt war. Dies wurde als Zeichen dafür gesehen, dass die entsprechenden Leistungen honoriert würden und deswegen die Nachfrage, bei einem bestimmten Arzt behandelt zu werden besonders groß sei. Der negative Aspekt, dass Patienten dann eine lange Zeit warten müssen, wurde als eher unwichtig angesehen. Die langen Wartezeiten könnten allerdings durch eine bessere Organisation deutlich reduziert werden. Dies zeigt, dass erheblicher Beratungsbedarf bei Krankenhäusern bezüglich organisatorischen Fragestellungen besteht. Folglich muss das Bewusstsein geschaffen werden, dass durch organisatorische Gestaltungsmaßnahmen die Abläufe besser gestaltet werden können, was sowohl zu einer Arbeitserleichterung der Ärzte, als auch zu einer erhöhten Patientenzufriedenheit führt. In Bezug auf eine flexible Arbeitszeitmodellgestaltung könnten weitere Forschungsarbeiten die individuellen Präferenzen der Mitarbeiter mehr in den Fokus rücken und diese Präferenzen bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen noch mehr berücksichtigen. Somit würden neben dem Ziel einer geeigneten Kapazitätsabstimmung zusätzlich die Mitarbeiterpräferenzen individuell berücksichtigt, was in diesem Forschungsprojekt nur angedacht werden konnte.