Ein wichtiges Ziel ökologischer Forschung ist das Verständnis und die Vorhersage von biologischer Diversität. Natürliche Störungen werden als bedeutende Faktoren betrachtet, welche die Koexistenz von Arten ermöglichen und so Artenvielfalt fördern und erhalten können. Trotz jahrzehntelanger Forschung auf diesem Gebiet, ist die Ökologie von einer umfassenden Theorie der zugrunde liegenden Mechanismen und Auswirkungen von Störungen weit entfernt. Ziel dieses Projektes war es, einen Beitrag zum Verständnis der Interaktion zwischen kleinskaligen (unvorhersehbaren) und großskaligen (vorhersehbaren) Störungen und deren Effekt auf die Vegetationsdynamik zu leisten. Die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus diesem Projekt sind: Maulwurfshügel stellen eine wichtige Keimungsnische für konkurrenzschwache Arten in produktiven Wiesen dar, da die Störung die abiotischen und biotischen Bedingungen für die Keimung begünstigt. Die Wichtigkeit von verschiedenen Prozessen (Bodenfeuchte, Zeit nach Störung, Artenpool) verschiebt sich im Laufe der Sukzession der kleinskaligen Störungen (Schiffers et al., im Druck). Kleinskalige Störungen beeinflussen die Diversität von Pflanzengemeinschaften zunächst negativ auf kleiner räumlicher Skala, während Diversitätsmuster (Arten und funktionelle Merkmale) auf Landschaftsebene eher vom Artenpool bestimmt werden (Seifan et al., in Revision). Pflanzen lassen sich in funktionelle Typen einteilen, welche großskalige Störungen überleben oder diesen ausweichen, oder welche von Störungen profitieren, indem Konkurrenten ausgeschlossen werden. Konkurrenzfähigkeit ist für die Einteilung in funktionelle Typen bedeutsam. Unsere Modelle zeigen jedoch, dass kleinskalige Störungen für die Entwicklung spezieller Strategien eher unbedeutend sind (Seifan et al. eingereicht). Große und kleinskalige Störungen interagieren in ihrem Einfluss auf die Arten- und Merkmalszusammensetzung, wobei großskalige Störungen einen größeren Einfluss haben. Der kombinierte Einfluß der beiden Störungstypen ist komplex und durch ihre unterschiedliche Vorhersagbarkeit bestimmt, d.h. die kleinskalige Störung wird nicht notwendigerweise durch die größere dominiert (Seifan et al., eingereicht und in prep.). Konkurrenzintensität wird maßgeblich von Dichte, räumlichem Muster und morphologischer Plastizität der Individuen bestimmt. Bisherige Modelle für die computergestützte Simulation von Interaktionen überschätzen Konkurrenzintensität systematisch (Schiffers et al., eingereicht). Ein neu entwickelter K2-Index ist in der Lage, heterogene Punktmuster zu analysieren ohne einen systematischen Fehler durch virtuelle Aggregation zu zeigen (Schiffers et al., 2008, Ecography). Ein neu entwickelter Index Iimp ist erstmals in der Lage, die Wichtigkeit von positiven Interaktionen in Pflanzengemeinschaften und -populationen zu quantifizieren (Seifan et al. im Druck).