Mitteldeutschland ist besonders reich an frühbronzezeitlichen Metallfunden und es ist vielleicht kein Zufall, dass die Anfänge der modernen Archäometallurgie mit Otto und Witter (1952) gerade in Halle entstanden. In der DDR wurden die Arbeiten von Otto und Witter nicht weitergeführt und trotz einer umfassenden Studie zu bronzezeitlichen Metallfunden in den neunziger Jahren blieb gerade in Halle eine empfindliche Lücke, die nunmehr geschlossen werden und einen wesentlichen Beitrag zur Bewertung des kulturhistorischen Umfeldes von Nebra und seiner regionalen natürlichen Ressourcen leisten konnte. Es wurden insgesamt 718 frühbronzezeitliche und 47 endneolithische Metallfunde chemisch analysiert und davon 180 für die Bleiisotopen- und 91 für die Kupferisotopenanalyse ausgewählt. Es wurde deutlich, dass die chemische Zusammensetzung des Hortfundes von Nebra nicht den in Mitteldeutschland besonders häufig auftretenden Metallsorten entspricht. Aus dem Siedlungsgebiet der Aunjetitzer Kultur (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) wurden nur 20 Objekte identifiziert, die den Funden von Nebra chemisch ähnlich sind. Unter den Funden in Halle sind es sogar nur sechs. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Funde von Nebra aus lokalen Erzvorkommen erzeugt wurden, denn in diesem Fall wäre eine größere Fund-häufigkeit dieser Materialgruppe zu erwarten. Dies wird durch die Blei- und Kupferisotopen-verhältnisse bestätigt. Insgesamt wurden auf dem gesamten Gebiet der ehemaligen DDR nur 32 Objekte identifiziert, die den Funden von Nebra in allen Parametern entsprechen. Das in der älteren Frühbronzezeit Mitteleuropas (Kyhna, Schollene, Halle-Giebichenstein, Dieskau III, Kanena III) vorherrschende Material sind verschiedene Sorten Fahlerzkupfer, die chronologisch in folgender Reihe auftreten: Ni-reiches Fahlerzkupfer (Dieskau III), unterge-ordnet Ösenringmetall, Fahlerzkupfer mit ca. 1 % Ag und variablem Ni-Anteil (Kanena III und Schkopau), Niedrig legierte Zinnbronzen auf Fahlerzkupferbasis (Freiroda, Lissen, Burg-staden, Bennewitz). Systematische Mischung verschiedener Metallsorten kann aufgrund der Blei- und Kupferisotopenverhältnisse weitgehend ausgeschlossen werden, so dass die Depots gewissermaßen "Momentaufnahmen" der Kupferversorgung aus verschiedenen Quellen darstellen. Eine weitere charakteristische Materialgruppe ist Arsenkupfer mit einer geringen Schwankung im Arsengehalt von 3 bis 6 % und variablen Antimongehalten. Es ist denkbar, dass diese Legierung absichtlich hergestellt wurde, denn obwohl sich das frühbronzezeitliche Arsenkupfer chemisch nicht vom neolithischen unterscheidet, weist es ein deutlich leichteres Kupferisotopenverhältnis auf als die neolithischen Arsenkupferobjekte. Dies kann durch die Verwendung sulfidischer Erze, wie z.B. Arsenkies erklärt werden, während im Neolithikum wohl mehrheitlich oxidische Erze verhüttet wurden.