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Die Nutzung prosodischer und vokalharmonischer Hinweisreize bei der Wortsegmentierung durch deutsche und türkische Kinder im ersten Lebensjahr

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2004 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5426834
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des hier dargestellten Projekts stand die Nutzung prosodischer und vokalharmonischer Hinweisreize auf Wortgrenzen durch türkische und deutsche Kinder im Alter von 9 Monaten. Den hierzu durchgeführten Experimenten waren Untersuchungen über die Nutzung vokalharmonischer cues für die Wortsegmentierung durch Erwachsene vorangestellt. Weiterhin wurde untersucht, ob bereits 6 Monate alte Kinder vokalharmonische von nicht vokalharmonischen Pseudowörtem unterscheiden können. Die Untersuchungen zeigen, dass türkische Kinder, geprägt durch die Zielsprache, schon im Alter von 6 Monaten eine Hörpräferenz für vokalharmonische gegenüber nicht vokalharmonischen Zweisilbern zeigen. Diesen Effekt zeigen sich anscheinend unabhängig von der Wortprosodie, mit der die Stimuli präsentiert werden. Diese Ergebnisse fugen sich in das Bild, dass im sehr frühen Spracherwerb, im Alter von 6 bis 7 Monaten, die Verarbeitung distributioneller bzw. statistischer sprachlicher Merkmale die von prosodischen Charakteristika dominieren (z.B. Thiessen et al. 2003). Ebenso konnte gezeigt werden, dass fehlende Vokalharmonie zwischen benachbarten Silben als Hinweis auf eine Wortgrenze genutzt wird, sowohl von erwachsenen Sprechern des Türkischen als auch bereits von 9 Monate alten türkisch-lernenden Kindern. Prosodische Information zeigte demgegenüber keine signifikanten Effekte. Eine Interpretation dieses Befunds wird dadurch erschwert, dass dieser Faktor lediglich zwischen den Probanden realisiert wurde, sodass hier weitere Untersuchungen notwendig sind. In weiteren Untersuchungen zur Segmentierung von vokalharmonischen und nicht vokalharmonischen PseudoWörtern aus kontinuierlicher Sprache, die analog zu den Untersuchungen von Jusczyk et al. (1999) und Höhle (2002) konzipiert waren, zeigten überraschenderweise weder die deutschen noch die türkischen Kinder Hinweise darauf, dass sie diese in der kontinuierlichen Sprache delektieren. Dies könnte bei den türkischen Kindern darauf beruhen, dass Türkisch eine silbenzählende Sprache ist, deren rhythmische zugrundeliegende Einheiten Silben sind. Bei den deutschen Kindern weisen diese Befunde darauf hin, dass sie nicht in der Lage sind, trochäische Wörter als Einheit zu erkennen, wenn die zweite Silbe einen Vollvokal, ein für deutsche Zweisilber eher infrequentes Muster - enthält. Diese Interpretation wird durch analoge Befunde von Bartels et al. (2007) unterstützt. Über Ergebnisse unserer Forschung wurde in Zeit-Wissen (2) 2006 (http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/01/Spacherwerb Titel.xml) sowie in der Potsdamer Universitätszeitung Portal März/Januar 2007 berichtet (http://www.unipotsdam. de/portal/febQ7/titel/kindersprache.htm

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Höhle, B. & Weissenborn, J. (2005) Word segmentation in German learning infants: effects of rhythm and segmental information. Workshop Early word segmentation: A crosslinguistic approach taking advantage of Europe's linguistic diversity. Paris: CNRS - Universite Paris 5

  • Höhle, B. (2007) Phonologische Entwicklung im ersten Lebensjahr: Die Entdeckung sprachspezifischer Hinweisreize für die Wortsegmentierung. Ulm: Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen,

  • Höhle, B. Der Einstieg in die Grammatik: Spracherwerb während der ersten Lebensjahre. Fortbildungstage des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie, Kassel, September 2005.

  • van Kämpen, A, Parmaksiz, G., & Höhle, B. (2008). Vowel harmony as a potential cue for word segmentation: Findings from German and Turkish 6- and 9-month-olds. Vortrag auf der IASCL (International Association for the Study of Child Language), Edinburgh 2008.

  • van Kämpen, A., Parmaksiz, G., & Höhle, B. (2007). Metrical and statistical cues for word segmentation: The use of vowel harmony and word stress as cues to word boundaries by 6- and 9-montiVold Turkish learners. Vortrag gehalten auf der BUCLD (Boston University Conference on Language Development), Boston, Mass., November 2007.

  • van Kämpen, A., Parmaksiz, G., & Höhle, B. (2007). The effect of vowel harmonic and prosodic cues on word segmentation by 6 and 9 months old German and Turkish infants. Vortrag gehalten auf der GALA (Generative Approaches to Language Acquisition), Barcelona, Spanien, September 2007.

  • van Kämpen, A., Parmaksiz, G., & Höhle, B. (to appear). The effect of vowel harmonic andprosodic cues on word segmentation by 6 and 9 months old German and Turkish infants. . A. Gavarrö & M. J. Freitas (Eds.). Proceedings of GALA 2007. Cambridge: Scholars Publishing.

 
 

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