Ziel des Projekts war die Nutzung von Erkenntnissen früherer Konsistenzkontroversen der Persönlichkeitspsychologie für das Verständnis der (geringen) Konvergenz direkter und indirekter Eigenschaftsmaße. Hierzu wurde ein Modell der moderierten Konsistenz von Indikatoren impliziter und expliziter Dispositionen sowie ihrer moderierten Verhaltenswirksamkeit entwickelt und systematisch empirisch untersucht. Das Modell stellt eine Erweiterung von Zweiprozessmodelle der kontrollierten und automatischen Verhaltenssteuerung dar. Diese Modelle nehmen an, dass kontrollierte bzw. automatische Prozesse der Verhaltenssteuerung auf propositional repräsentierte und bewusst zugängliche bzw. auf assoziativ repräsentierte und introspektiv unzugängliche Wissensmengen zurückgreifen. Diese Wissensmengen begründen explizite und implizite Dispositionen, die direkt (per Selbstauskunft) bzw. indirekt (z.B. mittels IAT) gemessen werden können. Das eigene Modell fasst jedes Prozesselement der Verhaltenssteuerung sowie die vom Modell implizierten Korrelationen zwischen den Modellkomponenten als Variablen auf, die dem Einfluss von Moderatoren unterliegen. Moderatoren können Merkmale der Person, der Situation, des Verhaltens und des verwendeten Messinstrumentes sein. Die Prüfung des eigenen Modells erfolgte in mehreren Schritten. (1) Zunächst wurde per Metaanalyse nachgewiesen, dass die Konsistenz von Indikatoren impliziter und expliziter Dispositionen systematisch und theoretisch erklärbar variiert. (2) Dann wurden Effekte der introspektiven Zugänglichkeit impliziter Dispositionen sowie Effekte der Anpassung expliziter Dispositionen an soziale Normen auf die Konsistenz von Indikatoren impliziter und expliziter Dispositionen untersucht. Als Moderatoren dienten natürlich variierende Merkmale der Person und experimentell manipulierte Merkmale der Verhaltenssituation. Am Beispiel von Einstellungen gegenüber Fremden konnten die erwarteten Moderatoreffekte nachgewiesen werden. (3) Anschließend wurde am Beispiel des Verhaltens gegenüber Fremden gezeigt, dass die Verhaltenswirksamkeit impliziter und expliziter Dispositionen von den verfügbaren kognitiven Kontrollressourcen abhängt. Diese wurde zunächst experimentell manipuliert. Dann wurde der experimentell nachgewiesene Moderatoreffekt anhand chronisch verfügbarer Kontrollressourcen (Arbeitsgedächtniskapazität) in drei weiteren Verhaltensbereichen (Bekundung sexuellen Interesses, Verzehr von Süßigkeiten, Ausdruck von Ärger) repliziert. (4) In der vierten Projektphase wurde am Beispiel von Ängstlichkeit das Symmetrie- bzw. Korrespondenzprinzip nachgewiesen. Dieses besagt, dass die Konvergenz von impliziten und expliziten Dispositionen sowie deren Verhaltenswirksamkeit von der inhaltlichen Ähnlichkeit und der Ähnlichkeit des Spezifitätsgrades der Konstrukte und ihrer Maße abhängt. Alle Moderatorhypothesen konnten bestätigt werden. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Konstruktverfügbarkeit zum jeweiligen Messzeitpunkt die Stabilität indirekter Maße impliziter Konstrukte erhöht. (5) Schließlich wurde die Hypothese getestet, dass die Konvergenz von impliziten und expliziten Dispositionen durch die Selbstbeobachtung automatischen und somit durch implizite Dispositionen generierten Verhaltens gesteigert werden kann. In drei Untersuchungen konnte die Hypothese für Ängstlichkeit und Extraversion jedoch nicht bestätigt werden. Dieser unerwartete Befund soll in bereits geplanten Untersuchungen zur Ekelsensitivität aufgeklärt werden. Vorgesehen sind weiterhin Untersuchungen zu den Auswirkungen der Implizit-Explizit-Konsistenz des Selbstkonzepts der Begabung auf die Verarbeitung selbstkonzeptdiskrepanter bzw. -bedrohlicher Information.