Die Eigendynamik der Wirkung von Skandalberichten
Final Report Abstract
Einzelne Medien prangern eine Vielzahl von Missständen an. In den weitaus meisten Fällen greifen andere Medien die Kritik nicht auf. In einigen Fällen geschieht dies aber, wobei zwei Möglichkeiten unterschieden werden müssen; Erstens, alle wichtigen Medien berichten intensiv und weitgehend übereinstimmend. Zweitens, alle wichtigen Medien berichten intensiv, jedoch bilden sich zwei Lager, die den Sachverhalt gegensätzlich darstellen. Im ersten Fall besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass daraus ein Skandal entsteht, der viele Menschen emotional stark bewegt und oft erhebliche Konsequenzen für die Beschuldigten nach sich zieht. Im zweiten Fall liegt ein publizistischer Konflikt vor, der die Menschen emotional meist nicht stark bewegt und meist auch keine Konsequenzen für die Beschuldigten (und zugleich Verteidigten) nach sich zieht Diese empirisch häufig ermittelten Konstellationen werfen mehrere Fragen auf: 1. Wie intensiv und konsonant muss die Berichterstattung sein, damit sie viele Menschen emotional stark bewegt? 2. Wie muss der Missstand charakterisiert werden, damit emotionale Erregung - vor allem Ärger, Empörung - entsteht? 3. Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den Kognitionen (Vorstellungen) der Menschen und ihren Emotionen? 4. Welchen Einfluss besitzen die Kognitionen und Emotionen der Menschen auf ihre Forderungen nach Maßnahmen gegen die Beschuldigten? Gegenstand des Projektes ist die Erforschung des Zusammenhanges zwischen der Berichterstattung über Missstände und den bei der Bevölkerung hervorgerufenen Vorstellungen (Kognitionen), Emotionen und Handlungsintentionen. Ziel ist die Entwicklung und empirische Validierung einer Theorie, die den Einfluss der Medienberichterstattung auf die Entstehung von Skandalen erklärt.