Project Details
Serbisch-orthodoxes Antiwestlertum im 20. Jahrhundert: Denkstrukturen, intraorthodoxe Ideentransfers, soziale Bedingungen, politische Auswirkungen
Applicant
Professor Dr. Holm Sundhaussen (†)
Subject Area
Medieval History
Term
from 2004 to 2006
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5420578
Im Mittelpunkt des Projekts steht eine folgenreiche religiöse Strömung: das serbisch-orthodoxe Antiwestlertum des 20. Jahrhunderts. Zentral sind vor allem die Vordenker Nikolaj Velimirovic (1880-1956) und Justin Popovic (1894-1979), die seit den 1930er Jahren antiwestliche, in der serbischen Kirche und Teilen der Gesellschaft bis heute sehr einflussreiche Gedankengebäude errichtet haben. Es soll nach den Inhalten, Entstehungsbedingungen und Folgen des kirchlichen Antiokzidentalismus gefragt werden. Zu den Entstehungsbedingungen gehören der gesellschaftliche Kontext, in dem die Konzepte entstanden sind, und der intraorthodoxe Ideentransfer, vor allem zwischen Serben und russischen Emigranten, die sich nach der Oktoberrevolution in großer Zahl in Jugoslawien niederließen. Die Forschung soll vier Ebenen umfassen: Erstens werden Texte serbischer und russischer Theologen analysiert und miteinander verglichen. Zweitens sollen persönliche und institutionelle Beziehungen zwischen der Serbischen Orthodoxen Kirche, der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland und - sofern die Zeit reicht - der orthodoxen Kirche von Griechenland ermittelt werden. Drittens wird der serbisch-orthodoxe Antiokzidentalismus im historischen Kontext Jugoslawiens untersucht. Hier geht es um die politische Position der antiokzidentalen Denker und um die Wechselwirkung mit anderen gesellschaftlichen Kräften. Viertens sollen die Ergebnisse der Untersuchung mit dem verglichen werden, was die Forschung über den protestantischen Fundamentalismus und das radikale muslimische Antiwestlertum zutage gefördert hat. Vor dem Hintergrund einer künftigen Südosterweiterung der EU ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit antiwestlichen Diskursen von besonderer Relevanz.
DFG Programme
Research Grants