Multikomponenten- und Dominoreaktionen, bei denen aus Mischungen mehrerer Ausgangsverbindungen über eine geordnete Abfolge spontan verlaufender Einzelschritte komplexe chemische Produkte entstehen, sind ökonomisch und umweltfreundlich, und daher von Interesse für die pharmazeutische und agrochemische Industrie. Das Projekt nutzte bestimmte Dominosequenzen, die aus klassischen und pericyclischen C–C Verknüpfungsreaktionen zusammengesetzt sind, um verschiedene Klassen von Lactonen und Lactamen mit Aktivitäten entweder gegen den AIDS-Erreger HIV, oder gegen Malaria, oder gegen Tumorzellen in wenigen Schritten aufzubauen. Die Ausgangsmaterialien waren in der Regel billige und einfach zugängliche, weil natürlich vorkommende Ester von α-Hydroxy- und α-Aminosäuren. So konnten etwa in wenigen Schritten Tetronsäuren mit Sulfonamidresten hergestellt werden, die zum Teil gute Aktivität in HIV-Viren zeigten, die bereits resistent gegen andere ähnliche Arzneimittel aus der Klasse der Protease-Inhibitoren sind, wie etwa das klinisch verwendete Tipranavir. Wir haben daneben effiziente kurze Dominosynthesen für natürlich vorkommenden Tetramsäuren entwickelt wie z.B. für das von Milchsäurebakterien produzierte Reutericyclin, das wegen seiner Ungiftigkeit und guten Wirksamkeit gegen Helicobacter pylori, den Verursacher von Magengeschwüren und Magenkrebs als Nahrungsmittelzusatz diskutiert wird. Synthesen für andere Naturstoffe mit interessanter selektiver Wirkung konnten wesentlich vorangebracht werden, so z.B. die des Pilzmetaboliten Macrocidin A, das herbizid gegen Unkräuter ist, Kulturpflanzen wie Reis jedoch nicht beeinträchtigt. Aufgrund ihres Domino- bzw. Multikomponentencharakters ließen sich diese Synthesen bei Bedarf einfach auch in industriellem Maßstab betreiben.