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Die soziale Konstitution von Umwelt. Soziologische Defizite der Nachhaltigkeitsdebatte

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2007 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 54063111
 
In der Nachhaltigkeitsforschung dominieren ökologische und ökonomische Analysen. Während ökologische Forschungsansätze das Problem einer Bestandserhaltung von „Naturkapitalien" in den Mittelpunkt rücken, richten ökonomische Analysen die Aufmerksamkeit auf die Frage, wie eine möglichst effiziente Allokation knapper natürlicher Ressourcen ermöglicht werden kann. Beide Forschungsrichtungen behandeln gesellschaftliche und soziale Rahmenbedingungen, die den „ökologischen Umbau" moderner Industriegesellschaften behindern oder begünstigen, nachrangig. Demgegenüber erschließt die vorliegende Studie einen originär soziologischen Zugang zur Nachhaltigkeitsforschung, ohne die soziale Dimension von Nachhaltigkeit auf ethische Fragen, auf intergenerative Gerechtigkeitsfragen oder auf Akzeptanz- und Kommunikationsprobleme begrenzen zu wollen.Vielmehr wird aus der Perspektive der soziologischen Handlungstheorie das praktische Vermögen handelnder Akteure in den Mittelpunkt gestellt, in natürliche Kontexte einzugreifen, um einen vorgefundenen Zustand zu verändern oder einen neuen Zustand hervorzubringen (capability). In Abgrenzung zu naturalistischen oder ökonomischen Bestimmungen von Umweltfunktionen wird dieser Prozess als „soziale Konstitution von Umwelt" beschrieben und aufgezeigt, dass die Chancen zur Nutzbarmachung von Umweltpotentialen an sozial asymmetrisch verteilte Handlungskapazitäten gebunden sind. Abschließend dient die soziologische Perspektive auf die Nachhaltigkeitsproblematik als Rahmen, um gesellschaftliche Handlungsspielräume abzuschätzen, die sich nicht, wie vom Naturalismus unterstellt, in Anpassungsleistungen an physische „Grenzen des Wachstums" erschöpfen müssen, sondern Chancen einer erweiterten - nachhaltigen - Inwertsetzung von Umweltpotentialen eröffnen und damit zu einer Entschärfung von ökologischen und sozialen Zielkonflikten beitragen können.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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