Project Details
Literarische und funktionale Situierung der anonym überlieferten "Emblemata secreta" aus dem Raum Heidelberg/Straßburg in den Jahren 1620/1630
Applicant
Professor Dr. Wolfgang Harms (†)
Subject Area
German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term
from 2003 to 2006
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5396204
Bei den bisher unbeachteten, in Straßburg überlieferten "Emblemata secreta" auf etwa 300 Blättern im Folioformat handelt es sich um hochdifferenzierte, in den Dienst konfessioneller und politischer Binnenverständigung und nach außen gewandter Kritik gestellte Großformen der Emblematik. Bei den anonymen Autoren und ihren Lesern werden gute Kenntnisse der Gegenwartspolitik besonders der Jahre 1622-1626 und vorzügliche Kenntnisse antiker und zeitgenössischer Literatur (auch Bildpublizistik) vorausgesetzt. Das Projekt legt die Hypothese zugrunde, dass hier mehr als ein Verfasser aus der Literatenrunde beteiligt ist, die ab 1622 aus der Pfälzer Residenz geflohen ist und (eventuell: oder) danach in Verbindung mit den in Straßburg tätigen Gelehrten Matthias Bernegger und Georg Michael Lingelsheim neue Aufgaben sucht; in Frage kommen etwa Julius Wilhelm Zincgref, Balthasar Venator, Samuel Gloner, Daniel Czepko (ab Anfang 1624 bis Herbst 1626 in und bei Straßburg, auch in Speyer), Christoph Kohler (Colerus; ab Mai 1624 bis April 1629 in Straßburg) und andere, die in Verbindung mit Jan Gruter und Martin Opitz stehen könnten. In jedem Fall würden auf interpretatorischem und (zum Teil) editorischem Weg hochrangige literarische Leistungen, bei denen die Versandtteile die bildlichen Bestandteile in den einzelnen "Emblemata" bei weitem überwiegen, ins Bewusstsein der Frühe Neuzeit-Forschung gebracht. Damit könnte die bisher weitgehend offene Frage, wie sich denn die Heidelberger und Straßburger Literaten seit der Eroberung Heidelbergs im September 1622 literarisch verhalten hätten, eine konkrete (Teil-)Antwort erhalten, selbst wenn eine präzise Zuweisung einzelner Leistungen zu einzelnen Verfassern nicht gelingen sollte. Die literarische Allusionstechnik, der Einsatz semantischer Vielschichtigkeit verbaler und graphischer Bildlichkeit, die Entfaltung von Kontrafakturen und anderen Formen markierter Intertextualität und die kombinatorische Funktionalisierung mehrerer Genera (Kernemblem, Epigrammfolgen, Lied, satirisch-erzählende Knittelverse u.a.) bestimmen das Fragespektrum, das bei der Behandlung dieses gesamten Emblem-Corpus sowie bei der Interpretation und kommentierten Edition ausgewählter Teile beachtet wird.
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Research Grants