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Inuit-geleitete Adaption an den Zusammenbruch des arktischen Meereises zur Verbesserung von sozio-kultureller Resilienz und Reisesicherheit
Antragsteller
Professor Dr. Christian Haas
Fachliche Zuordnung
Physik, Chemie und Biologie des Meeres
Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformatik, Kartographie
Humangeographie
Physische Geographie
Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformatik, Kartographie
Humangeographie
Physische Geographie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 539529257
Schnelle Änderungen der Meereisbedingungen in der Arktis haben dazu geführt, daß die Nutzung des Meereises durch Inuit und andere Bewohner des kanadischen Nordens („Inuit Nunangat”, IN) unberechenbarer und gefährlicher geworden ist, insbesondere die Befahrung mit Schneemobilen zur Jagd und als Freizeitbeschäftigung. Das küstennahe Meereis ist eine wichtige Erweiterung des Landes und damit der Reisemöglichkeiten im Winter. Seine Veränderungen haben zu einer Zunahme von Unfällen und zu negativen Auswirkungen auf Ernährungssicherheit, Gesundheit, Wohlbefinden, Wirtschaft, Kultur und Identität geführt. Der Klimawandel hat die Stabilität und Beständigkeit des saisonalen Festeises verkürzt und Gebiete mit neuen Rissen, dünnem Eis, und Schneematsch verursacht. Um den dringenden Adaptionsbedarf der Inuit an diese neuen Bedingungen zu unterstützen, schlagen wir vor, innovative Methoden zu entwickeln, die moderne Meereisbeobachtungen und lokale Reisepraktiken der Inuit verknüpfen, basierend auf „Inuit Qaujimajatuqangit” (Inuit-Wissen und -Werte; IQ). Dazu wollen wir boden- und satellitengestützte Satelliten-Fernerkundungsdaten mit lokalen Ortskenntnissen, Reiseerfahrungen und -Bedarfen verknüpfen, um aktuelle Landkarten mit optimalen Reiserouten und Gefahrenstellen skalengerecht und nutzerspezifisch bereitzustellen. Die Entwicklung der neuen Methoden der Kartenerzeugung sicherer Reisegebiete und -routen sollen auf dem bewährten interkulturellen und von Inuit geleiteten Partnerschaftsansatz basieren (“Sikumiut-SmartICE-Modell”). Dabei wird IQ die wissenschaftliche Strategie leiten, die boden-, drohnen-, und flugzeuggestützte „Ground Truth“ Daten mit der Entwicklung innovativer Satellitenalgorithmen zur Beobachtung von sicherheitsrelevanten Meereiseigenschaften verknüpft. Dies sind Eisrauigkeit, Schneedicke, Existenz von Schneematsch, und Gebiete von dünnem Eis. Als wesentliches Projektziel sollen unsere wissenschaftlichen Ergebnisse zukünftig direkt von den Inuit für ihr auf IQ basierendes System namens “Sikumik Qaujimajjuti” ("Werkzeuge, um zu wissen wie das Eis ist") genutzt werden können, mit dem Informationen innerhalb und zwischen einzelnen Orten verteilt und weitergegeben werden. Die zukünftig von Inuit selbst erstellten Karten der sicheren Reiserouten werden ebenfalls Satellitendaten und selbst erhobene „Ground Truth“ Daten integrieren. Der deutsche Projektleiter von der Universität Bremen und der/die beantragte PostdoktorandIn werden vor allem durch luft- und satellitengestützte Fernerkundung von Schnee und Schneematsch auf dem Meereis, Oberflächenrauhigkeit und Eisdicke zum Projekt beitragen. Dies basiert auf zwei geplanten Flugzeugkampagnen in der Nähe von Inuit-Siedlungen im April 2024 und 2025. Das Flugzeug wird vom Alfred Wegener Institut bereitgestellt. Der Projektleiter hat bereits eng mit den kanadischen Partnern zusammengearbeitet und wesentlich zu früheren Erfolgen anderer Sikumiut-SmartICE-Projekte beigetragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien, Kanada
Kooperationspartner
Professor Dr. Randall Scharien; Professor Dr. Michel Tsamados