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Drill a little bit deeper - Die Verwendung von intra-individueller Isotopenvariationen in spät-pleistozänen Kaniden für ein besseres Verständnis von Domestikation und Synanthropismus in der Vergangenheit

Antragsteller Dr. Chris Baumann
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Paläontologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 539325077
 
In dem hier vorgestellten Projekt sollen zwei grundlegende Fragen erörtert werden: "Wie und warum haben sich Füchse an den Menschen während der letzten Eiszeit angepasst?" und "Wie begann die Domestikation des Wolfs?" Um diese Fragen zu klären, werden stabile Kohlenstoff- und Stickstoff- isotope aus archäologischen Fuchs-, Wolf-, und Hundeüberresten genutzt, mit deren Hilfe die Nahrung und die Nahrungsnischen rekonstruiert werden können. Zusätzlich wird das Verhältnis von radiogenen Strontium im Zahnschmelz gemessen, durch welches die Herkunft des Tieres rekonstruiert werden kann. In diesem Projekt wird sich auf die Beprobung von Unterkiefern mit dazugehörigen Zähnen beschränkt, da diese Elemente verschiedene Lebensabschnitte der Tiere abdecken. Für die erste Forschungsfrage werden Fuchsüberreste aus dem Jungpleistozän (pre-LGM MIS 3 und 4, zwischen 71.000 und 29.000 Jahre vor heute) von archäologischen Fundstellen der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) untersucht. In drei Studien aus dem Jahr 2020 konnte der Antragsteller nachweisen, dass das Nahrungsverhalten von Füchsen schon vor 40.000 Jahren vom Menschen beeinflusst wurden. Im Frühjahr 2023 publizierte er zudem das theoretische Konzept der Paläo-synanthropen Nische, welches die Voraussetzungen, den Nutzen und die Konsequenzen dieses neuen tierischen Verhaltens in der direkten Umgebung früher Menschen beschreibt. Mit der hier vorliegenden Studie sollen einige der darin gestellten Hypothesen (z.B. anthropogene Abfälle als Nahrung und die Reduktion des individuellen Reviers als Konsequenz) mit neuen, tiefergreifenden Methoden verifizieren und detailliertere Einblicke in das Verhalten pleistozäner Füchse erhalten werden. Für die zweite Forschungsfrage werden Wolfsfunde und potenzielle Hundeüberreste aus dem Magdalénien-Fundstellen des Hegau Jura (Baden-Württemberg und Kanton Schaffhausen) untersucht. Während der archäologischen Periode Magdalénien, ca. 16.000 bis 14.000 Jahre vor heute, zogen sich langsam die Gletscher der Eiszeit zurück und die Hegau-Region wurde erstmalig wieder von Menschen besiedelt. Die dort siedelnden Menschen domestizierten sehr wahrscheinlich Wölfe. Wie dieser Prozess aber vonstattenging ist noch Großteils unerforscht und soll mit diesem Projekt beleuchtet werden. Das vorgestellte Projekt hat das Potential die Macht des eiszeitlichen Menschen als Nischenkonstrukteur aufzeigen, welcher zum einen indirekten Einfluss (paläo-synanthrope Füchse), aber auch direkten Einfluss (domestizierte Wölfe) auf die pleistozäne Tierwelt ausübte. Dies wiederum führt zu einem besseren und nachhaltigeren Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Menschen und Umwelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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