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Die keltische Nekropole von Rottenburg a.N., Kr. Tübingen, "Lindele" - Studien zu Chronologie und Gesellschaftsstrukturen der frühen Eisenzeit

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2002 bis 2006
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5361786
 
Das Gräberfeld von Rottenburg ist einer der größten Bestattungsplätze der älteren und jüngeren Hallstattzeit (800-400 v. Chr.) in Südwestdeutschland. Es wurde in den Jahren 1984-1995 erforscht und umfaßt etwa 250 Gräber dieser Epochen. Die vollständige und detaillierte Untersuchung dieses großen Bestattungsplatzes macht ihn für die Forschung zu einer einzigartigen Quelle. Die Nekropole zeichnet sich durch eine besonders hohe Anzahl von Bestattungen der älteren Hallstattzeit (800-600 v. Chr.) aus, darunter eine beachtliche Zahl von Frauengräbern. Weibliche Ausstattungen dieser Zeitstufe sind bislang schwer zu fassen, so daß die Definition der Stufe Ha C vorwiegend an die gehobenen männlichen Grabausrüstungen mit Schwertern gebunden ist. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten bei der chronologischen Umschreibung und Untergliederung der Stufe Ha C auf dieser schmalen Basis sind hinlänglich bekannt. In jüngerer Zeit konnte über eine starre soziale Differenzierung hinaus ein gesellschaftlicher Veränderungsprozeß innerhalb der frühen Eisenzeit herausgestellt werden. Danach bildete sich im Verlaufe der älteren Hallstattzeit aus der Gruppe gehobener männlicher Gesellschaftsmitglieder eine Elite heraus, deren Aufstieg in der Späthallstattzeit (Ha D; 600-400 v.Chr.) ihren Höhepunkt erreichte und sich in den Fürstengräbern widerspiegelt. Die Frage nach den Wurzeln jener sozialen Spitze, welche die ältere Hallstattzeit bis dato scheinbar vermissen ließ, kann als geklärt angesehen werden. Gleichzeitig enthüllt dieser Entwurf augenfällig die schwerwiegenden Einschränkungen im Verständnis für die Kulturepoche Ha C: Die Stellung der Frauen und ihre soziale Entwicklung bis nach Ha D sind daneben offen geblieben. Im Unterschied zur Späthallstattzeit fehlten für die ältere Hallstattzeit bislang Fundpunkte die es erlauben, diese fundamentalen Fragen zur Stufe Ha C anzugehen. Anhand des Rottenburger Gräberfeldes kann eine Grundlage geschaffen werden, um die chronologischen Unsicherheiten bezüglich der Stufe Ha C auszuräumen. Die Fülle der Grablegen aus diesem Zeithorizont und die Stratigraphie dieses Gräberfeldes bieten dazu hervorragende Voraussetzungen. In der Folge wird schließlich auch das bisherige Modell von der Ausbildung einer männlichen Elite zu einem umfassenden Gesellschaftsmodell für die gesamte Hallstattzeit ergänzt werden können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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