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Auswahlprozesse auf Onlineplattformen für Pflege- und Haushaltsdienstleistungen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535467021
 
Das skizzierte Forschungsprojekt untersucht Auswahlprozesse auf Onlineplattformen, auf denen Betreuungs- und Haushaltsdienstleistungen angeboten werden. Diese Auswahlprozesse stellen alle Beteiligte aufgrund von Informationsasymmetrien und fehlender Kontroll- und Vertrauensmechanismen vor besondere Herausforderungen. Wie wählen Suchende Anbieter:innen von Betreuungs- und Haushaltsdienstleistungen aus? Wie verhalten sich Anbieter:innen, um (gute) Jobangebote zu bekommen? Um diese und ähnlich gelagerte Fragen zu beantworten, werden zunächst qualitative Interviews geführt. Personen, die Betreuungs- und Haushaltsdienstleistungen anbieten, werden befragt, um die Motive und Auswahlkriterien auf Anbieter:innen- und Nachfrager:innenseite von Pflege-, Betreuungs- und Haushaltsdienstleistungen zu erkunden. Die Auswertungen der qualitativen Interviews werden durch automatisierte Textanalyseverfahren von Anbieter:innenprofilen komplementiert. Die Erkenntnisse beider explorativen Analysen fließen sodann in das Design eines faktoriellen Befragungsexperiments (FSE) ein, Das FSE soll mit Suchenden von Pflege- und Haushaltsdienstleistungen (Nachfrageseite) durchgeführt werden, um herauszufinden, ob es eine Diskriminierung von Männern auf diesen Plattformen gibt und welche Rolle Online Ratings, formale Qualifikationen und Erfahrung im Vergleich zu individuellen Profilbeschreibungen der Anbieter:innen, die Wärme und Sympathie signalisieren, spielen. Theoretische Grundlage des skizzierten Projektes bildet die Kombination aus Einsichten der Entstehung von Vertrauen und eine Reihe sozial-psychologischer Theorien zu Diskriminierung und Geschlechterstereotypen. Das Konzept der „vertrauensbasierten Diskriminierung“ wird theoretisch erarbeitet und empirisch getestet. Angesichts wachsender demographischer Veränderungen gewinnen personenbezogene Dienstleistungen in den Bereichen Pflege, Betreuung und Haushalt zunehmend an Bedeutung. Die Arbeitsvermittlung über diese Plattformen ist daher eine wichtige und niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit in berufliche Tätigkeiten für unterschiedliche soziale Gruppen. Dazu zählen neben Studierenden, z.B. auch Geringverdiener:innen, berufliche Wiedereinsteiger:innen oder Personen ohne formale Abschlüsse oder mit mangelnden Deutschkenntnissen. Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen in den durch Plattformen vermittelten Pflege-, Betreuungs- und Haushaltsjobs, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, oftmals informell organisiert und prekär. Ein besseres Verständnis über die auf digitalen Plattformen stattfindenden Auswahlprozesse und speziell die Fragen, ob Männer möglicherweise Diskriminierung erfahren und ob ein „mehr“ an formalen Qualifikationen zu mehr Jobangeboten und höheren Stundenlöhnen führt oder ob ein sympathischer Ersteindruck viel ausschlaggebender ist als formale Kompetenzen, ist vor diesem Hintergrund von hoher praktischer und sozialwissenschaftlicher Relevanz.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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