Mit der Untersuchung der Familienszenen im Kinderschauspiel der Spätaufklärung und des Biedermeier schlägt die Dissertation ein anderes Kapitel bürgerlicher Dramengeschichte auf. Die kinderliterarischen Vorstellungen, die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert für die gemeinsame Rezeption im Familienkreis geschrieben wurden, konzentrieren sich mit Rücksicht auf die Adressaten auf die Familienkindheit und bringen das spannungsreiche Generationsverhältnis in der historisch jungen Figuration der bürgerlichen Kleinfamilie auf einer frühen Entwicklungstufe zur Darstellung. Die inhaltich-ideologische und formal-ästhetische Analyse dieser Familienszenen fächert auf beiden Ebenen ein breites Spektrum der Darstellungsmöglichkeiten auf; aufschlußreich ist die Lektüre darüber hinaus in mentalitätsgeschichtlicher und psychohistorischer Hinsicht. Die kollektiven Vorstellungen und psychischen Dispositionen, die sich hier in den (Sub-)Texten sedimentieren, sind im Untersuchungszeitraum zwischen Spätaufklärung und Biedermeier als aussagekräftige, epochentypische Formationen zu deuten. Sie sprechen von den Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten, die den Kindheitsdiskurs prägen und vermitteln so einen anschaulichen Eindruck von der Psychodynamik der Famileinbeziehungen im beginnenden bürgerlichen Zeitalter.
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