Das Projekt konnte, obwohl es sich exemplarisch drei Einzelbeispielen zuwandte, erheblich zum Verständnis der Bedeutung und Funktionalisierung des Herrschertodes und der Herrschermemoria in der Frühen Neuzeit beitragen. Dabei fallen insbesondere die Unterschiede zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und England/Großbritannien auf. Während in Sachsen-Gotha-Altenburg wie auch in anderen Reichsterritorien eine prunkvolle Funeralschrift erstellt wurde, die wesentlich von den Zielen und Repräsentationsbedürfnissen des Nachfolgers des Verstorbenen beeinflusst wurde, fehlen in England solche Schriften. Hier wurde vielmehr schon im frühen 17. und verstärkt im 18. Jahrhundert die Memoria in einer breiten Öffenfiichkeit angeeignet und ,verargumentiert'. In unterschiedlichen politischen Kontexten lassen sich daher durchaus variierende Bilder des Verstorbenen feststellen, die zugleich erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Wahrnehmung von Monarchie und Herrschaft haben konnte. Zugleich lassen die Erkenntnisse aus dem Projekt weitergehende Fragen zur Herausbildung von nationalen Identitäten zu. Überraschend ist dabei, dass gerade eine Herrscherin wie Elisabeth I., die in der heutigen Wahrnehmung geradezu eine nationale Ikone darstellt, keineswegs von Beginn an ausschließlich positiv besetzt warw während der heutzutage eher als ambivalent wahrgenommene Wilhelm III. in den Funeralschriften äußerst vorteilhaft dargestellt wurde, ohne dass dies allein auf staatliche Propagandabemühungen zurückzuführen ist. Eine Folge der unterschiedlichen Quellensituation liegt in der stark differierenden Arbeitsweise der Projekte. Während für die Memoria Ernsts des Frommen in akribischer Archivarbeit Aussagen zur Entstehungsgeschichte des Funeralwerks getroffen werden konnten, ist eine solche Herangehensweise aufgrund der Quellensituation für England weder im frühen 17. noch im frühen 18. Jahrhundert möglich. Vielmehr zwang hier die ausufernde Publizistik zu einer Konzentration auf die öffentlichen Debatten und zu einer auf breiter Basis durchgeführten Diskursanalyse. Es zeigte sich rasch, dass das öffentliche Interesse an dem Projekt „Herrschermemoria und politische Norm in der Frühen Neuzeit" groß war. Kurz nach Bewilligung des Antrages veröffentlichte die Pressestelle der Universität Marburg einen längeren Artikel zur Thematik auf der Universitäts-Homepage (http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2007/1203b), der in regionalen und überregionalen Medien Resonanz fand. Zur Publizität des Projektes trug auch die Marburger Forschungsstelle für Personalschriften bei (geleitet in der Nachfolge von Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz von Dr. Eva-Maria Dickhaut), durch die Artikel von Kerstin Weiand, Dr. Eva Bender und Dr. Ulrich Niggemann für die gerade auch von einem interessierten Laienpublikum breit rezipierte Artikelserie „Leben in Leichenpredigten" online bereitgestellt wurden (http://www.personalschriften.de).