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Wie sich Morphologie materialisiert: Formen und Grenzen in spontanschriftlicher Sprache
Antragsteller
Professor Dr. Kristian Berg; Professor Dr. Stefan Hartmann
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 533131836
Geschriebene Sprache und Morphologie stehen in engem Zusammenhang (vgl. z.B. Aronoff et al., 2016). Spontane, handgeschriebene Texte bieten insofern einen besonders vielversprechenden Zugang zu diesem Verhältnis, als sie meist ohne bewusste, kleinteilige Planung verfasst werden und man viele Korrekturen nachvollziehen kann. Das bedeutet, dass sich alle Faktoren, die die geschriebene Sprache beeinflussen, in handschriftlichen Texten noch deutlicher niederschlagen sollten als z.B. in maschinengeschriebener Sprache, die ja – z.T. mehrfach redigiert – den Großteil unserer schriftsprachlichen Korpora ausmacht. Zweitens gibt es Hinweise darauf, dass die konkrete Form der Buchstaben und Wörter Rückschlüsse darauf zulässt, wie Wörter mental repräsentiert und verarbeitet werden. Aus diesen beiden Aspekten ergibt sich das Hauptziel unseres Projekts: Wir möchten herausfinden, wie Morphologie sich konkret in handgeschriebenen Texten widerspiegelt, und zwar aus zwei Blickwinkeln. Wir möchten untersuchen, wie die morphologische Struktur von Wörtern die Verteilung von Schreibfehlern in diesen Wörtern beeinflusst und was uns das über die Verarbeitung handschriftlich produzierter Wörter sagen kann (graphematische Perspektive). Wir möchten außerdem untersuchen, ob morphologische Informationen einen Einfluss auf die konkrete Realisierung von Buchstabenformen, die Striche und Bögen, haben (graphetische Perspektive). Für beide Teile greifen wir auf ein transkribiertes und linguistisch annotiertes Korpus von Abiturklausuren zurück, das der erste Antragsteller kompiliert hat. Dieses Korpus werden wir mit weiteren morphologischen Informationen anreichern. Für das morpho-graphematische Teilprojekt werden wir Regressionsmodelle mit gemischten Effekten verwenden, um den Einfluss der unterschiedlichen Faktoren auf die Fehlerwahrscheinlichkeit zu ermitteln. Im morpho-graphetischen Teilprojekt werden wir Verallgemeinerte Additive Modelle (Generalized Additive Models, GAMs) verwenden, um den Einfluss morphologischer Struktur auf die konkrete formale Realisierung zu untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen