Die Arbeit dient der musiktheoretischen Erschließung der außergewöhnlichen Techniken mehrstimmigen Satzes in Bachs Werken für Violine, Violoncello bzw. Flöte ohne Begleitung (BWV 1001-1013). Die Techniken der latenten und manifesten Mehrstimmigkeit werden erstmals im Zusammenhang beschrieben. Der Analyseansatz resultiert aus der Auseinandersetzung mit der Musiktheorie der Bach-Zeit, mit der energetischen Analysemethode Ernst Kurths und mit neuen Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie, besonders der Stream-Theorie (Auditory-Stream Segregation Theory). Die Einzigartigkeit der Solowerke Bachs bemisst sich angesichts einer im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreiteten Praxis unbegleiteten Musizierens nicht an ihrem Besetzungstypus, sondern an dem konsequenten Ausschöpfen aller auch im scheinbar einstimmigen Satz zu Gebote stehenden polyphonen Verfahren. Aus den Ergebnissen der Satzanalyse sowie der Stil- und Quellenkritik ergeben sich neue Aspekte für die Chronologie der solistischen Kammermusik Bachs.
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