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Die volkssprachigen Wörter langobardischen Ursprungs in lateinischen Urkunden des frühmittelalterlichen Italien: eine diachronische und diatopische Analyse.

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2007 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 52998408
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel des DFG-Projektes war die Ermittlung und sprachliche Analyse von volkssprachigen Wörtern langobardischer Herkunft in den lateinischen Urkunden des frühmittelalterlichen Italien. Das Langobardische, eine den Sprachen der althochdeutschen Gruppe relativ nahe stehende germanisch-gentile Sprache, ist uns nicht in rein volkssprachigen Texten, sondern nur in Form von Inseraten in mittellateinischen Quellen, meist Gesetzen und Urkunden überliefert - es ist also eine Trümmersprache, deren Erschließung besondere Anstrengungen verlangt. Seit der letzten zusammenfassenden Darstellung der Sprache der Langobarden durch W. Bruckner im Jahr 1895 sind wichtige Editionen und Einzeluntersuchungen erschienen, die eine emeute Sammlung und Untersuchung volkssprachiger Wörter langobardischen Ursprungs wünschenswert erscheinen lassen. Während nun die volkssprachigen Wörter der Leges häufiger Gegenstand von Untersuchungen waren, fehlten solche für das Material der Urkunden nahezu ganz. Dabei sind Urkunden insofern eine besonders wichtige Quelle für die Erschließung des Langobardischen, als sie meist einer konkreten Lebenssituation entstammen, weshalb dort Wörter vorkommen, die in den Leges nicht bzw. mit einem anderen Bedeutungsspektrum belegt sind. Zudem können Urkunden auch über die Vitalität und weitere Entwicklung und Verbreitung langobardischer Wörter Aufschluss geben. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die in den Urkunden verstreut enthaltenen langobardischen Appellativa, die zum Teil bereits in den Leges vorkommen, zum Teil erstmals in den Urkunden belegt sind. Notwendig war eine Analyse, die das jeweilige Lemma nicht isoliert und gewissermaßen aus seinem Kontext „herauspräpariert" betrachtet; jedes Wort will vielmehr als Zeuge eines geschichtlichen und sprachlichen Prozesses verstanden sein. Sowohl Germanisten und Romanisten als auch Rechtshistoriker haben in jüngerer Zeit in zahlreichen Aufsätzen und Wörterbuchartikeln gezeigt, dass nur ein methodischer Ansatz, der die besonderen historischen und auch linguistischen Aspekte der einzelnen Quellen mit berücksichtigt und zugleich nicht vorschnell die im Einzelfall gemachten Beobachtungen zum Bedeutungsgehalt eines Begriffes zu verallgemeinern sucht, auf Ergebnisse hoffen lässt, die Gültigkeit beanspruchen dürfen. Das in den Urkunden enthaltene Wortmaterial wurde mit sprachwissenschaftlichen und lexikographischen Methoden analysiert und in Form vertiefter Einzelstudien katalogartig zusammengestellt; die zurzeit in Vorbereitung befindliche Buchpublikation will den verschiedenen Fachwissenschaften dienlich sein, die an der Erfassung volkssprachiger Appellativa im lateinischen Text, insbesondere auch an den Aussagemöglichkeiten der in den lateinischen Quellen eingestreuten Appellativa für die Rekonstmktion des Langobardischen interessiert sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Sprache und Tradition im Herzogtum Benevent: Identität und Identitätssuche der süditalienischen Langobarden, in: Albrecht Greule et al. (Hrsg.), Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa. Wolfgang Haubrichs zum 65. Geburtstag gewidmet, St. Ingbert 2008, S. 555-561
    Maria Vollono
  • Germanisch-romanische Hybridnamen mit dem romanischen Suffix -ulus im langobardischen Italien, in: Wolfgang Haubrichs et al. (Hrg.), Kulturelle Integration und Personennamen im Mittelalter, Akten des Internationalen Workshops vom 22.-22. Februar 2009 in Saarbrücken
    Maria Vollono
  • Langobardic Personal Names. Given Names and Name-Giving among the Langobards, in: Giorgio Ausenda/Paolo Delogu/Chris Wickham (Hrsg.), The Langobards before the Prankish conquest. An Ethnographic Perspective, Woodbridge 2009, S. 195-236
    Wolfgang Haubrichs
  • Sprache und Schriftlichkeit im langobardischen Italien. Das Zeugnis von Namen, Wörtern und Entlehnungen. Ein Kommentar zu Nicholas Everett 'Literacy in Lombard Italy', in: I Germani e l'Italia (Filologia Germanica 2), Milano 2010, S. 133-201
    Wolfgang Haubrichs
  • Viri illustres. Romanizzazione e tratti conservativi nei nomi della nobiltà longobarda del VII secolo, in: Maria Giovanna Arcamone et al. (Hrsg.), I nomi nel tempo e nello spazio. Atti del XXII Congresso Internazionale di Scienze Onomastiche (Pisa, 28 agosto - 4 settmbre 2005), Pisa 2010, S. 513-540
    Wolfgang Haubrichs
  • Germ. */w/ in den langobardischen Personennamen bis 774: graphophonetische Überlegungen, Diatopie und Diachronie der Varianten, in: Wolfgang Haubrichs/Heinrich Tiefenbach (Hrsg.), Interferenz-Onomastik. Namen in Grenz- und Begegnungsräumen in Geschichte und Gegenwart, Saarbrücken 2011, S. 425-445
    Maria Vollono
 
 

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