Das Projekt ist eine interdisziplinär angelegte Untersuchung ästhetischer Konzepte im Gegen- und Zusammenspiel von psychophysiologischem Erfahrungswissen und Schönheitsmetaphysik, (Neuro-)Pathologie und Kunsttheorie, Empirie und Spekulation, naturwissenschaftlich-nomothetischen und geisteswissenschaftlich-ideographischen Methoden. Es fächert sich in vier Untersuchungskomplexe auf: 1. die experimentelle empirische Ästhetik; 2. den pathologischen Strang ästhetischer Theorie; 3. das Verhältnis von Idealität und Empirie in der bildkünstlerischenReflexion, 4. die Verbindung von sozialem und medizinischneuropathologischem Diskurs in der Literatur-, Theater- und Kunstkritik. Das zeitliche Zentrum der Untersuchungen liegt im ausgehenden 19 Jh.; vorausgehende und weiterlaufende Entwicklungen werden einbezogen. Das Textcorpus ist nicht auf wissenschaftliche Texte begrenzt; es umfaßt neben Quellen der ästhetischen Theorie auch vor-diskursives Wissen, kunstbegleitende Reflexionen, Künstlerästhetiken, Briefwechsel und Zeitschriften-Beiträge und korreliert somit Wissen im weiten mit Wissenschaft im engen Sinn. Methodisch handelt es sich um eine diskursanalytisch spezifizierte Wissens- und Begriffsgeschichte []. Damit arbeitet das Projekt einem kulturwissenschaftlichen Selbstverständnis zu, das die Entgegensetzung von Kultur und Natur zu überwinden trachtet. Es unterstützt außerdem mit der Erinnerung an die teilweise vergessenen aisthetischen und pathologischen Virulenzen [] den seit den 1980er Jahren in Gang gekommenen disziplinären Wandel des ästhetischen Denkens, das aisthesis in den Mittelpunkt rückte und die für die herrschende 'Ästhetik' dominante, metaphysisch grundierte Schönheitslehre um eine allgemeine Wahrnehmungslehre ergänzte.
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