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Ichkulte - Formen gebündelter Subjektivität im französischen Fin de siècle-Roman (Huysmans, Bourget, Barrès)

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5298504
 
Erleben die Romantiker die Zweiteilung oder gar Zersplitterung ihres Ichs noch als Ambivalenz, als zwei- oder mehrpoliges Nebeneinander mit der stets präsenten Möglichkeit des Ausgleichs und damit auch der Versöhnung mit der Welt, so dominiert gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein antithetisches Gegenüber, das jeden Harmonisierungsansatz zunächst ausblendet. So wandelt sich der von Ambivalenz gezeichnete Narzißmus der Romantik zu einem Narzißmus der inneren Spaltung. Da sich die intraindividuelle Antithetik nicht mehr mit der Integration des Ichs in die Gegebenheiten der Welt und der Gesellschaft überwinden läßt, definiert sich das Ich selbst als Welt und geht noch einen Schritt weiter, indem es sich zum Kultgegenstand erhebt. Die auf drei Grunderscheinungen zu reduzierende Formenvielfalt des Ichkults zeigt sich insbesondere in der französischen Romanliteratur ab ca. 1884. Gleichzeitig wird in diesen Texten deutlich, daß den akuten Formen übersteigerter Egozentrik keine Dauer beschieden sein kann. "Ichkult", so wie er in der vorliegenden Arbeit definiert wird, bezeichnet eine bedeutende Episode in der Kultur- und Geistesgeschichte, deren Nachwirkungen gerade auch zu Ende des 20. Jahrhunderts literarisch greifbar sind.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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