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Die Umgestaltung der Abtreibungspolitik in der Türkei: Islamischen Rechtspopulismus durch die unterschiedlichen Erfahrungen dreier Gruppen von Gynäkologen verstehen
Antragstellerin
Melehat Kutun, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529722630
Die Abtreibungspolitik hat sich im letzten Jahrzehnt durch einen weltweiten Aufstieg rechtspopulistischer Regierungen und neoliberaler autoritärer Politik dramatisch verändert. Wie in der Türkei durch ihre islamische Version des Rechtspopulismus haben andere Länder ähnliche Verschiebungen erlebt, wenngleich in unterschiedlichen Spielarten des Rechtspopulismus. Diese Transformation stand im Fokus vieler Studien in den Politik-Sozial- und Frauengesundheitswissenschaften. Sie machen auf Bedrohungen der Grundrechte und -freiheiten durch die rechtspopulistische Anti-Abtreibungspolitik und ihre Methoden und Mittel zur Einschränkung, dem Verbot und der Kriminalisierung von Abtreibungsdiensten sowie auf Unterschiede zu früheren Regierungen aufmerksam. Jedoch muss weitergedacht werden, weil wichtige Fragen offenbleiben: Wie hat der neoliberale Autoritarismus die Abtreibungspolitik umgestaltet, indem er den islamischen Rechtspopulismus assimiliert hat, um autoritäre neoliberale Ansichten aufzuzwingen? Was sind die Wirtschaftlichen, sozialen, politischen und ideologischen Ziele der islamisch-rechtspopulistischen Regierung zur Einführung einer Anti-Abtreibungspolitik? Wie schafft islamistische rechte Politik Exklusions- und Inklusionsmechanismen, die zur gesellschaftlichen Neuordnung der Abtreibung auf Gynäkologen in der Türkei einwirken? Was sind die transnationalen Auswirkungen dieser Abtreibungspolitik auf neu nach Deutschland migrierte Gynäkologen? Das Forschungsprojekt ist eine theoriegeleitete, interdisziplinäre kritische Fallstudie, die qualitativ durchgeführt wird anhand: 1) einer Inhaltsanalyse zur Interpretation bestehender dokumentarischer Quellen; 2) halbstrukturierter Experteninterviews mit Gynäkologen zur Analyse ihrer Erfahrungen; und 3) Fokusgruppen mit Vertreter*innen von Berufsverbänden und Frauenorganisationen. Ich werde mich auf die Zeit nach 2010 konzentrieren, die von zahlreichen Forschenden als „neoliberale autoritäre Wende“ definiert wurde und dabei den islamischen Rechtspopulismus als deren Hauptstrang identifizierten. Mit dieser Wende, welche die sozialen Beziehungen in ihrer Gesamtheit geprägt hat, wurde die Abtreibungspolitik zu einem zentralen Thema auf der politischen Agenda der Regierung, verstärkt durch religiöse, nationale und familiäre Ressourcen. Daher ist es notwendig, sich auf die Verbindung zwischen dem neoliberalen autoritären politischen Regime und einer rechten Politik zu konzentrieren, die eine angeblich islamische Ideologie im Kontext der jüngsten Abtreibungspolitik unterstützt. Das vorgeschlagene Forschungsvorhaben ist aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive innovativ aufgrund theoretischer Intervention, methodischer Erweiterung und Füllung einer empirischen Lücke in laufenden Debatten über Rechtspopulismus innerhalb feministischer Studien. Es wird mit seiner feministisch kritischen, staatstheoretischen Perspektive zu den Debatten zu Rechtspopulismus, Gender Studies und Frauengesundheitspolitik beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen