Das Projekt soll die Städte des Heiligen Römischen Reiches als frühe Orte kollektiv-öffentlicher Erinnerung erweisen, die in der Stadtchronistik ein identitäts- und legitimitätsstiftendes Bild ihrer Vergangenheit geschaffen haben. Diese Bestrebungen sind Ausdruck kommunalen Selbstbewußtseins, aber auch Ergebnis der fragilen und ständisch inferioren Stellung der bürgerlichen Gemeinwesen innerhalb des feudal-aristokratischen Gesellschaftsgefüges, die einen besonders großen Bedarf an Legitimation durch Geschichte entstehen ließ. Der enorme Umfang der städtischen Chronistik wie ihre kontinuierliche Pflege demonstrieren ihre gleichbleibend große Bedeutung für die Konstituierung einer städtischen Kollektividentität. Je nach Trägerschicht und konfessionellem Standpunkt des Autors, seiner Ratsnähe bzw. -ferne, seinem zeitlichen Horizont können sich die Erinnerungskonzepte und die in ihnen aufgebauten Identitäten innerhalb einer Stadt allerdings stark unterscheiden. Gefragt wird nach den konkreten Erinnerungsinhalten und ihrem Stellenwert im jeweiligen Erzählzusammenhang in der Chronistik der verschiedenen Stadttypen.
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