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Pseudoisidor und die Bibliothek von Corbie

Subject Area Medieval History
Term from 2000 to 2002
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5293426
 
Seit mehr als 4oo Jahren fragt man nach den Entstehungsbedingungen des pseudoisidorischen Fälschungskomplexes, eines Konglomerats von etwa 1oo fingierten Papstbriefen, drei Büchern falsche Kapitularien, einer manipulierten gallischen Hispana und etwa 8o erfundenen Diözesanstatuten. Horst Fuhrmann bilanzierte vor kurzem (LThK 8, 1999, 71o) den wenig befriedigenden Forschungsstand so: "Die pseudoisidorischen Dekretalen sind wahrscheinlich zwischen 847 und 852 an einem westfränkischen Ort von einem Personenkreis verfaßt worden, der in Gegnerschaft zu Erzbischof Hinkmar von Reims stand". Das bedeutet, daß zentrale Punkte, so vor allem das Wann, Wo, Wer und Warum, nur unzureichend erhellt sind. Während eines Aufenthalts am IRHT (1998) konnten die Bibliothek des Klosters Corbie an der Somme als "Werkstatt" Pseudoisidors identifiziert und zwei Arbeitshandschriften des getarnten Verfassers (Isidorus Mercator) benannt werden. Somit stellt sich die Situation in gründlich verändertem Licht dar: Nach Entdeckung der Wirkungsstätte und zweier Handexemplare Pseudoisidors lassen sich Fragen nach den Quellen des Autors, nach seiner Arbeitsweise, schließlich nach dem Verfasser selbst viel präziser als bisher formulieren. Das pseudoisidorische Problem steht nach vier Jahrhunderten Forschungsgeschichte vor der Lösung.
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