Obwohl humane Adenoviren beim Menschen keine malignen Erkrankungen verursachen, haben sie als Tumormodellsystem zum Verständnis der Krebsentstehung beigetragen und werden darüber hinaus bereits als Vektoren in der Gentherapie und als onkolytische Viren in der Tumortherapie angewandt. Als wichtige regulatorische Faktoren sind in diesem Zusammenhang das virale E1B-55kDa und das E4-34kDa Protein zu nennen. Im Rahmen des geförderten Vorhabens konnte gezeigt werden, dass während der Virusinfektion das E1B-55kDa Protein aktiv über den Crm1-abhängigen Exportweg transportiert wird, während das E4-34kDa Protein wahrscheinlich durch passive Diffusion Zugang zu anderen Zellkompartimenten hat. Um zukünftig eine Protein-spezifische Exportinhibition zu ermöglichen, wurden daher zelluläre Translokations-Biosensoren entwickelt, welche es erlauben, Translokationsinhibitoren aus Substanzbibliotheken zu identifizieren. Ferner stellte sich heraus, dass aktive Transportvorgänge auch die Funktion von Homebox-Transkriptionsfaktoren regulieren können. Weitere Untersuchungen zeigten, dass der aktive Transport des E1B-55kDa nicht nur durch Transportsignale sondern auch durch Sumoylierung reguliert wird. Die so gesteuerte intrazelluläre Lokalisation des E1B-55kDa Proteins beeinflusst dessen Transformationspotential in Kooperation mit dem viralen EIA Protein, und wird wahrscheinlich über die Komplexierung mit wichtigen regulatorischen zellulären Proteinen (z.B. p53) vermittelt. Ebenso scheint das zelluläre E1B-55kDa-bindende Protein E1B-AP5 postranslational, nämlich durch Methylierung, modifiziert zu werden. Zusammenfassend lässt sich E1B-AP5 als ein „shuttle" Protein mit aktiven nuklearen Import- und Exportsignalen (NES) klassifizieren, dem eine mögliche Rolle beim viralen und/oder zellulären RNA-Transport zugeschrieben werden kann. Der nukleare Export des E1B-55kDa/E4-34kDa-Proteinkomplexes scheint am aktiven Transport der späten viralen mRNAs beteiligt zu sein. Da das NES des E1B-55kDa Proteins der treibende „Motor" für diesen Transport zu sein scheint, wurden rekombinante Adenoviren, welche ein exportdefizlentes E1B-55kDa Protein exprimieren generiert. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass sowohl die virale Replikation als auch die „Transportkompetenz" für späte virale mRNAs durch Inaktivierung des Crm1-Transportweges nicht beeinträchtigt war. Im Gegensatz zu den komplexen Retroviren scheint der adenovirale RNA-Transport wahrscheinlich nicht präferentiell über den Crm1-Transportweg vermittelt zu werden. Ob Adenoviren, welche ein exportdefizlentes E1B-55kDa Protein exprimieren, eventuell eine erhöhte onkolytische Aktivität und Spezifität gegenüber Tumorzellen aufweisen und somit effektiver als die bekannten E1B-55kDa-Deletionsmutante (ONYX-015) therapeutisch anwendbar sind, bleibt zu klären.