Detailseite
Projekt Druckansicht

Jüdische Außenpolitik' und der Exodus der syrischen Juden: Zionismus, Migration und die Diaspora (1948–1990

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528814864
 
Die neuere Forschung verweist auf eine Lücke in der Erforschung der jüdischen Geschichte im Nahen Osten. Es herrscht die Vorstellung vor, die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 stelle eine historische Zäsur dar, welche die reiche Geschichte der Juden in der Region in gewissem Sinne beendet habe. Durch diese Perspektive wurde unter anderem der diplomatische Wettstreit zwischen amerikanisch-jüdischen Organisationen und dem Staat Israel im Umgang mit der humanitären Krise der syrischen Juden, die sich über mehr als vier Jahrzehnte (1948-1990) erstreckte, fast vollständig ignoriert. Das beantragte Projekt ist nicht nur deshalb von Bedeutung, weil es diese Lücke in der Forschung zu den jüdischen Gemeinden im Nahen Osten nach 1948 adressiert, sondern auch, weil es die Untersuchung der Auswanderung der syrischen Juden in einen breiteren disziplinären Kontext der Forschung zu HeimatDiaspora-Beziehungen einordnet und für die Friedens- und Konfliktforschung fruchtbar macht. Um eine neue analytische Perspektive zu entwickeln, geht das Projekt der Frage nach, wie die humanitäre Krise der syrischen Juden (1948-1990) die Beziehungen zwischen dem Staat Israel und den amerikanischen Juden untergraben hat. Das Projekt wird mit empirischer Forschung zu historischem diplomatischem Handeln einen vielversprechenden Beitrag zur Untersuchung der Frage leisten, welche Spannungen sich zwischen dem Staat Israel, der lange als globales Gravitationszentrum jüdischen Lebens galt, und den amerikanischjüdischen Organisationen durch eine „Jüdische Außenpolitik“ ergeben haben. Es geht von der Hypothese aus, dass Israel und die amerikanisch-jüdischen Organisationen in den frühen Jahren der israelischen Staatlichkeit (1950er/1960er Jahre) zwar durch eine "Jüdische Außenpolitik" (JFP) vereint zu sein schienen, dass die Krise der syrischen Juden jedoch schon zu jener Zeit Reibungen und Spaltungen in den Beziehungen verursachte, d.h. lange vor der in aktuellen Forschungen diagnostizierten jüngeren Krisenperiode. Das Projekt stützt sich methodisch auf Archivrecherchen, die durch halbstrukturierte Interviews ergänzt werden. Das Vorhaben erweitert den gegenwärtigen Stand der Forschung in dreierlei Hinsicht. Konzeptionell bricht es mit der bisher dominierenden bottom-upPerspektive in der kultur- und sozialhistorischen Forschung zum jüdischen Leben im Nahen Osten bis 1948, indem es die top-downPerspektive internationalen diplomatischen Handelns damit verbindet. Empirisch konzentriert sich das Projekt auf eine Fülle von bisher unerschlossenen Dokumenten, die erst kürzlich in den israelischen Staatsarchiven und mehreren anderen internationalen Archiven in hebräischer und englisc her Sprache freigegeben wurden. Methodisch verbindet das Projekt eine historische Forschungsfrage mit qualitativen empirischen Untersuchungsmethoden, um die Handlungsebene staatlicher Diplomatie in Verbindung mit der Diaspora-Situation für die Friedens- und Konfliktforschung analytisch zu erschließen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Israel, Niederlande, USA
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung