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Störung der Furchtrekonsolidierung mittels rTMS in der Therapie von Angsterkrankungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528768400
 
Angsterkrankungen stellen mit einer Lebenszeitprävalenz von mehr als 15% (Jacobi et al., 2014) die häufigste psychische Erkrankung dar, die sogar häufiger auftreten als affektive Erkrankungen. Neben der pharmakologischen Behandlung stellt die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) die Therapie mit der höchsten Evidenzlage bei Angsterkrankungen dar (Carpenter et al., 2018), dennoch profitieren nicht alle Patienten ausreichend. In der Studie von Pittig et al. (2021) zeigte sich, dass bei bis zu 21% der zum Therapieende erfolgreich therapierten Patienten mit Angsterkrankungen die Angstsymptomatik nach sechs Monaten wieder ein klinisch relevantes Ausmaß angenommen hat. Aktuell geht man davon aus, dass beim Extinktionslernen einer zuvor konditionierten Furchtreaktion (CS-UCS), als Model einer expositionsbasierten Psychotherapie, die ursprüngliche Furchtgedächtnisspur nicht gelöscht, sondern eine neue Gedächtnisspur (CS-KeinUCS) gebildet wird, welche die Expression der ursprünglichen Furchtgedächtnisspur hemmt. Die beiden Gedächtnispuren bestehen somit gleichzeitig und stehen in Konkurrenz zueinander in ihrem Einfluss auf das Erleben und Verhalten. Klinisch relevante Angstsymptome können demnach nach erfolgreicher Therapie wieder präsent werden, sobald die Patienten entweder erneut eine aversive angstbezogene Situation erleben oder sich mit der Zeit das Extinktionsgedächtnis abschwächt (Spontaneous Recovery; Kindt, 2018). In einer richtungsweisenden Laborstudie (Borgomaneri et al., 2020, repliziert und erweitert durch Su et al., 2022) konnte kürzlich gezeigt werden, dass mittels einer hemmenden transkraniellen Magnetstimulation (TMS) nach Aktivierung des Furchtgedächtnisses die Wiederabspeicherung (Rekonsolidierung) des Furchtgedächtnisses gestört werden und zur signifkanten Furchtreduktion führen kann. Ziel der hier beantragten Machbarkeitsstudie ist es, die neuen und vielversprechenden Laborergebnisse (Borgomaneri et al., 2020; Su et al., 2022) in eine Therapiestudie zu übertragen und gleichzeitig die zugrundeliegenden neurobiologischen Mechanismen zu untersuchen. In dem hier beantragten Projekt soll mit einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie erstmals überprüft werden, ob eine hemmende repetitive TMS (rTMS) des rechten dlPFC im Vergleich zu einer Placebo-Stimulation nach Aktivierung des Furchtgedächtnisses zu einer stärkeren Abnahme in der Angstsymptomatik (SPQ Fragebogen) bei spezifischer Phobie (Spinne) zum 3-Monats Follow-up führt und somit einen neuen Therapieansatz darstellen könnte. Durch die Messung der funktionellen Hirnaktivität überprüfen wir die Annahme, dass es durch die TMS Intervention zu einer stärkeren Abnahme der Amygdalaaktivität sowie der funktionellen Kopplung der Amygdalaaktivität mit weiteren Arealen der Furchtverarbeitung, wie dem anterioren cingulären Kortex, der bilateralen Insulae und dem Hippocampus zum Post-Therapie Erhebungszeitpunkt kommt, die dem therapeutischen Effekt zugrunde liegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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