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Rituale, Abfälle und Sammler: neue Ansätze zu römischen Flussfunden

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527670139
 
Von Excalibur bis zu den Nibelungen haben ins Wasser geworfene Gegenstände die Fantasie beflügelt, und Wasser-Funde sind ein wichtiges archäologisches Forschungsthema. Unser Projekt soll die Ansätze deutscher Wissenschaftler, die in der Regel "rationale" Erklärungen für römische Flussfunde bevorzugen, und britischer Archäologen, die im Allgemeinen zu kultischen Deutungen tendieren, zusammenbringen. Die Forschung kennt bisher zwar regionale Übersichten für Deutschland, nicht aber für Großbritannien, während die britischen Antragsteller nun die erste Veröffentlichung einer Flussfundgruppe bei Piercebridge im direkten Vergleich mit Funden aus einer Siedlung vorgelegt haben. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die Ablagerungen an Land und im Wasser waren. Wir planen die so gewonnenen Erkenntnisse auf eine der größten Flussfundkollektionen der römischen Welt in Trier anzuwenden. Tausende von Objekten wurden von privaten Sammlern zwischen den 1970er bis 90er Jahren geborgen, aber nur die spektakulärsten veröffentlicht. Für Großbritannien möchten wir den ersten Überblick über alle Flussfunde erstellen, die Auswirkungen der sich verändernden Flussläufe untersuchen, Assoziationen mit Flussüberquerungen herstellen und Funde mit nahe gelegenem Material an Land vergleichen. Wir werden das Flussmaterial weiter kontextualisieren, indem wir es mit Funden in Quellen und Sümpfen sowie mit der Verbreitung von Wassergottheiten vergleichen. Wir planen zuletzt die Unterschiede in den Ablagerungspraktiken zwischen den einzelnen Provinzen zu untersuchen, wobei beispielsweise in britischen Flüssen weniger Waffen gefunden wurden als in deutschen Flüssen. Trier bietet auch die Gelegenheit, zum ersten Mal die Motive der Sammler zu untersuchen. Für Flussfunde aller Epochen gibt es nur wenige Informationen über die Umstände der Bergung und die Finder. Archäologen in Deutschland misstrauen seit langem den Amateuren, da einige von ihnen unzuverlässige Informationen liefern, aber britische Archäologen arbeiten oft mit Sondengängern zusammen und erforschen deren Motivation. Über die Sammler von Flussfunden wurden bisher keine vergleichbaren Untersuchungen durchgeführt. Wir haben die Erlaubnis von acht Sammlern eingeholt, ihre Funde zu dokumentieren und ihre Praktiken und Motivation zu erfassen. Wir werden ergänzend die Zeitungsberichterstattung über den "Goldrausch" der 1970er Jahre untersuchen und sie mit dem aktuellen Boom des "Mudlarking" an der Themse vergleichen. Wir sehen die theoretischen und methodischen Unterschiede unserer Ausbildung als Inspiration und werden einen neuen methodischen und theoretischen Rahmen entwickeln, um die Forschung über römische Flussfunde zu verändern. Die Forschungsarbeiten sollen ein neues Licht auf die Ablagerung antiker Funde, Votivpraktiken und die rituelle Auseinandersetzung mit vergangenen Landschaften werfen und eine Sozialgeschichte des Sammelns an Flüssen erstellen - Erkenntnisse, die für alle Epochen relevant sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Hella Eckardt
 
 

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