Das Forschungsvorhaben untersucht die Genese moderner Schamanismusentwürfe innerhalb der religionswissenschaftlichen Begriffsbildung sowie ihrer Adaption durch esoterische Gruppen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die unter dem Begriff "Neo-Schamanismus" zusammengefaßt werden können. Die neo-schamanischen Diskurse sind in besonderer Weise geeignet, die Interdependenz von akademischer Forschung und Autorisierung gängiger Interpretamente einerseits und religiöser Deutung und Praxis andererseits sichtbar zu machen. Durch den Fokus auf die westlichen Bilder des (indigenen) Schamanismus lassen sich Auseinandersetzungen analysieren, die innerhalb der neo-schamanischen Szene selber um Begriffe wie native, indigenous oder tradional geführt werden. Die enge Affinität neo-schamanischer Diskurse, die nur mittelbar auf indigene Traditionen aufgebaut sind, zu wichtigen Strängen der europäischen Geistesgeschichte soll dabei unter zwei Leitideen dargestellt werden: Erstens Konzeptionen der Seele in ihrer Entwicklung von den Vorsokratikern bis heute und - zweitens - Naturphilosophie und Naturmystik in ihrer Relevanz für schamanische Paradigmata, dabei stark auf Animismus und Pantheismus rekurrierend.
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