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Insulin im ZNS: Effekte intranasal verabreichten Insulins auf Nahrungsaufnahme, Gedächtnis und Stoffwechselparameter bei Gesunden und in klinischen Gruppen

Subject Area General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 1995 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5234412
 
Final Report Year 2010

Final Report Abstract

Insulin ist im zentralen Nervensystem (ZNS) wirksam und hat dabei wichtige behaviorale, kognitive und auch metabolische Effekte. Dabei ermöglicht die intranasale Applikationsroute beim Menschen die direkten Wirkungen von Insulin im Gehirn im Zustand der Euglykämie zu untersuchen. Im vorliegenden Projekt wurden die Effekte intranasal verabreichten Insulins (vs. Placebo) bei Gesunden erfasst, und zwar nach mehrfacher akuter Gabe (Exp. 1, N=63) und nach langzeitlicher Gabe (über 8 Wochen mit 8-wöchigem Follow-up, Exp. 2, N=44). Ein wesentliches Ziel war die Untersuchung der differentiellen Sensitivität für zentrale Insulinwirkungen bei Männern vs. Frauen. Alle Frauen nahmen keinerlei hormonelle Verhütung vor. Erfasst wurden Nahrungsaufnahme, Blutzucker und periphere Hormone (Insulin, Leptin, Östradiol, Cortisol), Komponenten des deklarativen Gedächtnisses (visuell-räumlich, verbal), Symptome, Befindlichkeit und elektrophysiologische Indikatoren. Bei langzeitlicher Gabe wurden zudem u. a. der Body Mass Index (BMI) und das Schlafverhalten gemessen. Nahrungaufnahme und BMI: Intranasales Insulin führt nur bei Männern, nicht bei Frauen, zu einer Abnahme der Nahrungsaufnahme in einer standardisierten Testmahlzeit, sowohl nach akuter (Exp. 1) als auch nach langfristiger Verabreichung (Exp. 2). Nach langfristiger Gabe stellt sich zudem nur bei Männern eine Reduktion des BMIs ein. Zudem geht die Gabe intranasalen Insulins (akut) mit einer verbesserten Korrespondenz zwischen subjektivem Hunger und Nahrungsaufnahme einher, was eine verbesserte Interozeption von Hunger nahelegt. Blutzucker und peripheres Insulin: Hier zeigen sich Effekte nur nach akuter Applikation: Im Rahmen einer komplett euglykämischen Stoffwechsellage wird eine signifikante Abnahme des peripheren Blutzuckerspiegels unter Insulin und ein Anstieg des peripheren Insulinspiegels im Vergleich zur Placbobedingung nur bei Männern nachweisbar. Gedächtnisfördernde Effekte zentralen Insulins zeigen sich in Aufgaben, die eine visuellräumliche Gedächtnisleistung beinhalten. Dabei wird die Verbesserung in dieser Komponente der Gedächtnisleistung nur bei Frauen bei niedrigem Östrogenspiegel wirksam. Bei Männern kommt es infolge intranasalen Insulins (im Maximum der kumulativen Dosis) zu einer schlechteren Leistung bei verbal-deklarativen Aufgaben. Rolle des Östrogens: Es wurde erstmals der Zusammenhang zwischen Zyklusstand (und damit Östrogenspiegel) und den Effekten intranasalen Insulins auf Nahrungsaufnahme, Gedächtnis, Hormone und Blutzucker untersucht. Die Daten legen nahe, dass gedächtnisfördernde Effekte zentralen Insulins durch niedrige Östrogenspiegel begünstigt werden. Aufmerksamkeit und regionale neuronale Aktivität: Intranasales Insulin führt zu reduzierten Latenzen akustisch-evozierter Potentiale, sowohl nach akuter als auch langzeitlicher Gabe. Erste Befunde zur Veränderung der regionalen neuronalen Aktivität nach Langzeitgabe intranasalen Insulin in einer Substichprobe verweisen u. a. auf eine Zunahme der neuronalen Aktivität in limbischen und paralimbischen Strukturen. Schlafdauer: Erstmals konnte eine Verringerung der Schlafdauer infolge langfristiger Insulingabe selektiv bei Frauen gezeigt werden. Insgesamt belegen die Ergebnisse in der Mehrzahl der erfassten Variablen eine differentielle Sensitivität für zentrale Insulinwirkungen: Männer reagieren auf die nahrungsaufnahme- und Körpergewicht-reduzierenden und auf die glukoregulatorischen Effekte zentralen Insulins, die vor allem über hypothalamische Strukturen vermittelt werden. Bei Frauen zeigen sich positive Effekte intranasalen Insulins in hippocampal und kortikal vermittelten Funktionen in Form einer verbesserten Leistung im visuell-räumlichen Gedächtnis, in verbesserter Aufmerksamkeit und reduzierter Schlafdauer.

Publications

  • (2005). Classical conditioning of endocrine effects. Currrent Opinion in Psychiatry, 18, 181-187
    Stockhorst, U.
  • (2005). Gaining weight: Neuropeptides and the regulation of foodintake and body weight 2. Journal of Psychophysiology, 19, 147
    Stockhorst, U. & Pietrowsky, R.
  • (2005). Staying slim: Neuropeptides and the regulation of foodintake and body weight 1. Journal of Psychophysiology, 19, 137
    Pietrowsky, R. & Stockhorst, U.
  • (2006). Acute effects of intranasal insulin on food intake, hormones and memory in men vs. women. Journal of Psychophysiology, 20, 124-125
    Stockhorst, U., Blicke, M., Folly, M., Romanova, D., & Scherbaum, W. A.
  • (2007). Langzeiteffekte von intranasal verabreichtem Insulin auf die Nahrungsaufnahme, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Hormone bei gesunden Männern vs. Frauen. In: M. Bullinger & U. Koch (Hrsg.). Medizinische Psychologie: Von der Grundlagenforschung bis zur Versorgungsforschung (S. 33). Lengerich: Pabst
    Blicke, M., Willkomm, A., Scherbaum, W. A. & Stockhorst, U.
  • (2008). Brain, behavior, metabolism, and obesity. In: 10th International Congress of Behavioral Medicine. (P. 256). Tokyo
    Stockhorst, U.
  • (2008). Effects of intranasal insulin on food-intake, memory, and endocrine parameters in healthy male and female human. In: 10th International Congress of Behavioral Medicine. (P. 257). Tokyo
    Stockhorst, U., Blicke M., Folly, M., Romanova, D., Steingrueber, J. & Scherbaum, W. A.
  • (2008). Effects of longterm intranasal insulin on food-intake, sleep, memory, mood and hormones in male and female subjects. In: Tagungsband Psychologie und Gehirn 2008 (S. 110). Calbe: GCC
    Blicke, M., Khamis, M., Willkomm, A., Scherbaum, W. A. & Stockhorst, U.
  • (2008). Insulin, brain and gender: Effects of intranasal insulin in male and female humans. International Journal of Psychology, 43, 3/4, 518
    Stockhorst, U., Blicke, M., Folly, M., Romanova, D., & Scherbaum,W. A.
  • (2008). Langzeiteffekte intranasal verabreichten Insulins auf Nahrungsaufnahme, Schlaf, Hormone, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Befindlichkeit bei gesunden Männern und Frauen. In: J. Rosendahl & B. Strauß (Hrsg.). Psychosoziale Aspekte körperlicher Krankheiten (S. 209). Lengerich: Pabst
    Blicke, M., Khamis, M., Willkomm, A., Scherbaum, W. A. & Stockhorst, U.
  • (2009). Insulin in the brain and sexual dimorphism: Differential effects of intranasal insulin in healthy men and women. Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes, 117: 658-659
    Stockhorst, U., Blicke, M., & Scherbaum, W. A.
  • (2009). Insulin, Gehirn und Geschlecht – Effekte intranasal verabreichten Insulins bei Männern und Frauen. Verhaltenstherapie, 19 (S1), 23
    Stockhorst, U., Blicke, M. & Scherbaum, W. A.
  • (2009). Mapping central effects of long-term insulin using a visual paradigm. Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes, 117: 658
    González-Hernandez, J. A., Scherbaum, W. A. & Stockhorst, U.
  • (2010). Insulin im ZNS: Psychische und endokrine Effekte intranasalen Insulins beim Menschen. In: A. Hamm, A. Löw, Weymar, M. & Wendt, J. Kurzbeiträge. Psychologie und Gehirn 2010. S. 22-23
    Stockhorst U., Blicke M. & Scherbaum, W. A.
 
 

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