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Ausgrabung in Tell Schech Hamad/Dur-Katlimmu

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 1982 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5232106
 
Seit 1978 werden mit Mitteln der DFG und mit Erlaubnis der Syr. Antikenbehörde im Namen der FU Berlin auf dem Tell Schech Hamad am Ostufer des Unteren Habur, dem größten Nebenfluß des Euphrats, Ausgrabungen durchgeführt. Das zwischen 1978 und 1983 auf der Zitadelle ausgegrabene mittelassyrische Archiv hat die Identifizierung des Ortes mit dem mittelassyrischen Stadthaltersitz Dur-Katlimmu ermöglicht. Er wurde wahrscheinlich von dem König Salmanu-Asared I. gegründet. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist Salmanu der Stadtgott des Zentrums. Da er als Element eines assyrischen Königsnamens verwendet wird, müssen dem Gott und seiner Stadt eine besondere Bedeutung im Verhältnis zum assyrischen Königshaus zugesprochen werden.In neuassyrischer Zeit wurde die Stadt im 8. Jahrh. v. Chr. um die nordöstlich gelegene Unterstadt II erweitert. Seit 1984 wird dieses 35 Hektar große Stadtgelände mit dem Ziel erforscht, auf möglichst großer Fläche einen Einblick in die stadtgeographische und funktionale Gliederung eines assyrischen Provinzzentrums zu erhalten. Die beiden Grabungsstellen in der Nordostecke und in der Mittleren Unterstadt haben inzwischen eine Flächenausdehnung von etwa 45.000 qm erreicht. Die großzügig durch Straßen und freie Plätze gegliederte Siedlung diente offenbar überwiegend Verwaltungs-, Repräsentations- und Residenzerfordernissen, nicht aber den Wohnbedürfnissen der normalen Bevölkerung. Aus eigenen Texten als Stadthaltersitz jetzt bezeugt, wird dies bisher nicht in ortsfremden Texten bestätigt. Der archäologische Befund legt jedoch nahe, daß DurKatlimmu im 7. Jahrh.v.Chr. ganz offensichtlich diese Funktion erfüllte. Regional, d.h. am Unteren Habur, stellte die Stadt mit ihrer intramuralen Ausdehnung über 55 Hektar die größte Siedlung dar.Die zuletzt (1993-1998) erfolgte Ausgrabung des "Roten Hauses", einer Eliten-Residenz, rückt den Zeitraum des ausgehenden neuassyrischen Weltreiches und seiner Übernahme durch die Babylonier in das Licht der Geschichte, einen Abschnitt, der sich historisch und kulturell bisher äußerst schwer beurteilen ließ. Das Gebäude ist ein Neubau, der in einen Teil der ruinösen neuassyrischen Residenzen hinein gegründet wurde. Materiellkulturelle Kontinuität aber auch Wandel sind erkennbar und werden erstmalig trennbar. Es kann nachgewiesen werden, daß die Unterstadt II von Dur-Katlimmu in der Zeit des spätbabylonischen Reiches des 6. Jahrh.v.Chr. weiterhin flächendeckend besiedelt war. Die Stadt hatte offenbar einen zweiten, aramäischen Namen, Magdalu, der den inzwischen gewichtigen Anteil der aramäischen Bevölkerung widerspiegeln dürfte. Trotz der Übernahme durch die Babylonier behielt die Stadt ihre Funktion als Verwaltungszentrum bei, und die Eliten sind weiterhin Assyrer, die nunmehr einem babylonischen Souverän dienen, wie das die Prosopographie beweist. Die jüngsten aus dem assyrischen Sprachraum überlieferten Texte sind in Dur-Katlimmu/Magdalu gefunden worden. Eine andere Textgattung aramäisch beschrifteter Tonbullen, sog. "dockets", ist jetzt in Dur-Katlimmu zahlreicher belegt als im bisherigen Weltbestand. Man war polygott in Dur-Katlimmu: Außer Assyrisch und Aramäisch sind Babylonisch und Phönizisch bezeugt. Zur Zeit des achämenidischen Großreiches (6.-4.Jahrh.v.Chr.) war die Unterstadt II nur noch punktuell besiedelt. Die Hauptsiedlung dehnte sich über den Bereich der Zitadelle und der Unterstadt I aus. Es scheint eine Siedlungskontinuität bis zum 3. Jahrh.n.Chr. vorzuliegen, in der der Ort weiterhin den Namen Magdalu trug. Der mittlere Abschnitt der Unterstadt II diente jetzt als Bestattungsgrund. Über 800 Gräber wurden bisher registriert und 500 von ihnen ausgegraben. Das Material bietet eine einmalige Vielfalt an Informationen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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