Harry Graf Kessler (1868-1937) war eine singuläre Erscheinung in einem besonders bewegten Abschnitt der europäischen Zeit- und Kulturgeschichte. Sein Tagebuchwerk (1880-1937) ist eine einzigartige Quelle für die Erforschung der politischen Geschichte, der Kunst-, Kultur- und Literaturgeschichte seiner Zeit. Wie etwa die Tagebücher der Baronin Spitzemberg für die Bismarckzeit und das späte 19. Jahrhundert, so sind die Tagebücher Kesslers fortlaufender Zeitbericht und Zeitkommentar, geschrieben von einem unerbittlich scharfen Beobachter, sensiblen Denker und homme de lettre. Die Tagebücher sind stilistisch gefestigte Berichte mit literarischem Wert. Sie sind auch aufgrund der außergewöhnlichen Länge von Eintragungs- und Berichtszeit ein singulärer Typus der Gattung Tagebuch. Seit Beginn des Transkriptionsprojektes (1994-1999) wird von Forschung und Öffentlichkeit verstärkt das Erscheinen des Tagebuchtextes und der Register verlangt. Ziel des neuen Projektes ist die vollständige wissenschaftliche Quellen-Edition des Tagebuchwerkes auf der Grundlage der vollständigen Transkription.
DFG Programme
Research Grants