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Sozial relevante pragmatische Inferenz
Antragstellerin
Asya Achimova, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 519109539
Um zu verstehen, ob der Satz "Das Wahlergebnis war interessant" eine positive oder negative Bewertung der Wahl ausdrückt und was genau die Sprecherin an dem Wahlergebnis interessant fand, müsste man die relevanten Hintergrundüberzeugungen der Sprecherin und möglicherweise ihre politische Zugehörigkeit kennen. Zum Beispiel könnte die Sprecherin finden, dass die Ergebnisse nicht transparent waren oder dass der Kandidat, der die Wahl verloren hat, die Niederlage nicht angemessen akzeptiert hat, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Um zu verstehen, was die Sprecherin gemeint habe könnte, muss man auch darüber nachdenken, was sie noch gesagt haben könnte. Wäre sie mit dem Auszählverfahren oder dem Verhalten eines der Kandidaten unzufrieden gewesen, hätte sie vielleicht direktere Aussagen verwendet, wie z. B. "Das Auszählungsverfahren war fehlerhaft" oder "Das Verhalten des Kandidaten war nicht akzeptabel". Wir könnten dann überlegen, warum der Sprecher keine direktere Formulierung gewählt hat, und dabei möglicherweise zwei Hypothesen in Betracht ziehen: Entweder ist der Sprecher nicht der Meinung, dass eine direktere Aussage zutrifft, oder er versucht, indirekt zu bleiben um einen Meinungskonflikt zu vermeiden. Das Zusammenspiel von rationalen pragmatischen Überlegungen und Hintergrundüberzeugungen der Gesprächspartner steht im Mittelpunkt dieses Projekts. Die Ziele des Projekts sind vierfacher Natur. Erstens wird untersucht, wie Sprecher mehrere Kommunikationsziele gleichzeitig verfolgen. Zweitens geht das Projekt der Frage nach, wie Hintergrundüberzeugungen darüber, was vorhersehbar ist, die Art und Weise beeinflussen, wie Sprecher sich äußern. Drittens betrachtet das Projekt einen zusätzlichen Schritt in der Kommunikation: was verrät die Interpretation einer Äußerung über die Hintergrundüberzeugungen des Zuhörers? Die Rückschlüsse auf die Hintergrundüberzeugungen sind von sozialer Bedeutung: Sie ermöglichen es den Gesprächspartnern, in Situationen, in denen eine direkte Befragung nicht angebracht oder möglich ist, etwas über den anderen zu erfahren. Schließlich werden im Rahmen des Projekts die kognitiven Auswirkungen der Akkommodation von Überzeugungen untersucht. Ein Hauptergebnis des Projekts wird die Entwicklung eines computergestützten probabilistischen Modells sein, das die Integration von Hintergrundüberzeugungen in den Prozess der Auswahl und Interpretation von Äußerungen erklärt. Ein solches Modell ist von entscheidender Bedeutung für den Aufbau computationaler Theorien der menschlichen Kommunikation, die über die einfache Informationsübertragung hinausgehen.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen