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Altersabhängige Veränderungen in den Mechanismen der auditiven Aufmerksamkeitsverlagerungen beim selektiven Hören: Korrelative Berücksichtigung von Unterschieden in Hörschwellen und experimentelle Manipulation durch Hörverlustsimulation
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr.-Ing. Janina Fels; Professor Dr. Iring Koch
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Akustik
Akustik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513033051
Das selektive Hören ist eine wichtige Funktion der auditiven Aufmerksamkeit. Die zugrundeliegenden Aufmerksamkeitsprozesse werden besonders in komplexen Hörsituationen benötigt, die ein flexibles Wechseln zwischen verschiedenen Schallquellen (d.h. Personen) erfordern, und die in der Literatur häufig als auditive „Cocktail-Party“ Szenen bezeichnet werden. Frühere Studien der Antragstellenden aus Akustik und Psychologie konnten mit Klassifikationsaufgaben (z.B.: ist das Zielwort eine Zahl kleiner oder größer als 5?) bei jungen, erwachsenen Probanden Leistungseinbußen in Reaktionszeiten und Fehlerraten nachweisen, wenn das Zielreizkriterium (z.B. Sprechergeschlecht oder Sprecherposition) von Durchgang zu Durchgang wechselt (Wechselkosten) sowie wenn das jeweils irrelevante sprachliche Signal („Distraktor“) eine konkurrierende, d.h. inkongruente Antwort aktiviert (Kongruenzeffekt). Ältere Erwachsene haben in solchen Situationen generell mehr Schwierigkeiten und vor allem zeigen sie höhere Kongruenzeffekte, die möglicherweise auf altersbedingte Probleme bei der Hemmung (Inhibition) von Distraktorinformation zurückgeht. Allerdings ist es schwierig, hierbei altersbedingte sensorische Hörverluste von altersbedingten Veränderungen in kognitiven Aufmerksamkeitsprozessen sauber zu trennen. Das Projekt zielt darauf ab, diese Trennung systematisch vorzunehmen. Zum einen sollen dafür auf Verhaltensebene individuelle Hörschwellen (Audiogramme) systematisch in Bezug zur Leistung in objektiven Performanzmaßen (d.h. die o.g. Aufmerksamkeitseffekte) gesetzt werden. Zum anderen soll ein Simulator technisch entwickelt und validiert werden, der die altersbedingt veränderte Hörleistung wiedergeben (auralisieren) kann, so dass wir eine „Hörverlustsimulation“ auch für normalhörende jüngere Erwachsene erzeugen können. Damit können wir zum einen systematische Leistungsvergleiche zwischen Altersgruppen durchführen, in denen der Wahrnehmungseindruck von jüngeren und älteren Erwachsenen vergleichbar ist, um den Einfluss von Aufmerksamkeitsfaktoren auf altersbedingte Effekte zu isolieren. Zum anderen können wir auch Vergleiche bei jungen Erwachsenen mit vs. ohne altersbezogene Hörverlustsimulation durchführen, um den Einfluss von sensorischen Faktoren unter Konstanthaltung von altersbedingten Faktoren zu isolieren. Weiterhin entwickeln wir neue experimentelle Paradigmen, um kognitive Hemmungsprozesse beim selektiven Hören zu untersuchen, die wir perspektivisch mit der zu entwickelnden Hörverlustsimulation verwenden wollen, um altersbedingte Aufmerksamkeitsdefizite noch präziser auf spezifische kognitive Mechanismen zurückzuführen. Insgesamt erwarten wir von dem Projekt einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis von auditiven Aufmerksamkeitsprozessen beim selektiven Hören und deren Beeinträchtigung (sowie technischen Kompensationsmöglichkeiten) im Alter.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen