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Aktivitätsinhibition: Ein valider linguistischer Marker von Exekutivfunktionen?
Antragsteller
Professor Dr. Oliver Schultheiss
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512631537
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es zu testen, ob Aktivitätsinhibition (AI) – die Häufigkeit der Negation nicht in Sprache und Schrift – ein valider linguistischer Indikator (a) der Inhibition präpotenter Verhaltensweisen, Gedanken und Emotionen in Reaktion auf unerwartete oder bedrohliche Ereignisse und (b) der Reorientierung der Aufmerksamkeit auf solche Ereignisse ist. Die prädiktive Validität von AI für Gesundheit und Verhalten ist seit den 1960ern in Forschungsarbeiten gut dokumentiert. Was AI repräsentiert, ist dagegen unklar: einerseits wurde AI eponym interpretiert als Neigung, Verhalten zu inhibieren; andererseits zeigen Studien, das es mit der Aufmerksamkeitsorientierung auf im linken Gesichtsfeld präsentierte Reizen zusammenhängt, was eine Rolle der rechten Hemisphäre nahelegt. Dieses Forschungsprojekt geht davon aus, dass beide Sichtweisen zutreffen, was durch neurowissenschaftlicher Befunde nahegelegt wird, die zeigen, dass sowohl die Inhibition von Verhalten, Gedanken und Gefühlen als auch die Reorientierung der Aufmerksamkeit auf unerwartete oder emotional bedeutsame Reize ein rechts-präfrontales Netzwerk involvieren, das diese Funktionen womöglich auch integriert. Zudem zeigen Studien zum Lesen und Schreiben von negierten Sätzen, dass dieses Inhibitionsnetzwerk auch bei verneinender Sprache involviert ist. Das Forschungsprojekt wird in 7 Studien die Hypothese testen, dass AI die Sensibilität der Exekutivfunktionen Inhibition und Reorientierung der Aufmerksamkeit indiziert. Die Studien haben zum Ziel, (1) die Sensitivität von AI samt Inhibition und Reorientierung der Aufmerksamkeit für experimentelle Manipulationen zu untersuchen, (2) den Zusammenhang zwischen AI und Aufmerksamkeitsorientierung zu replizieren und erweitern, (3) den Zusammenhang zwischen AI und der Inhibition von Verhalten, Gedanken und Gefühlen zu untersuchen, (4) die Messung der AI durch Textanalyse und experimentelle Manipulation um weitere Worte zu erweitern und für relevante Satzkontexte zu spezifizieren, (5) die Bedeutung der Textquelle (Reden, Bildgeschichten, Aufsätze) für die Validität von AI zu untersuchen und (6) die konvergente und diskriminante Validität von AI in Bezug auf Maße andere Exekutivfunktionen, auf zwischenmenschlichen Perspektivwechsel und auf Selbstreportmaße der Selbstkontrolle und Inhibition zu untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen