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Event Struktur und diachroner Wandel im Chinesischen: Eine morpho-syntaktische Studie
Antragstellerin
Dr. Barbara Meisterernst
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511963436
In dem Projekt werden die Morpho-Syntax des Chinesischen mit Bezug auf den diachronen Wandel des Verbsystems analysiert; wir argumentieren, dass syntaktische Veränderungen des Verbsystems maßgeblich dem Schwund der Verbalmorphologie des Chinesischen zugeschrieben werden können. Die Frage, ob und zu welchem Grad das Chinesische über eine Verbalmorphologie verfügte, ist auch heute noch kontrovers, sowohl ein reiches Affixsystem (Sagart 1999), als auch ein Mangel an Morphologie (Zádrapa 2011) wurden vorgeschlagen. Angesichts der Vielzahl an syntaktischen Veränderungen am Ende der spätarchaischen und dem Beginn der frühen mittelchinesischen Perioden und der ungefähr zeitgleichen Entwicklung des Tonsystems des Chinesischen, ist es äußert wahrscheinlich, dass Veränderungen in der morpho-phonologischen Struktur grundlegend zum syntaktischen Wandel beigetragen haben. Syntaktischer Wandel durch morphologischen Schwund ist ein gutbelegter sprachübergreifender Prozess (Roberts and Roussou 2003, McFadden 2015 m.B.a. indoeuropäische Sprachen, Saxena 1997 für Tibetisch), und wir werden zeigen, dass dieser Prozess auch für das Chinesische angenommen werden kann. In früheren Arbeiten schlugen wir vor, dass die für das Chinesische rekonstruierte Verbalmorphologie in einer Split-VP verortet war und nicht als Marker des grammatischen Aspekts (Imperfekt-Perfekt) fungierte, wie z. B. in Unger (1983) und Jin (2006) angenommen, und dass der Verlust der Morphologie den Wandel des Chinesischen von einer mehr synthetischen zu einer mehr analytischen Sprache verursachte (Meisterernst 2016, Aldridge & Meisterernst 2018). Das Ziel dieses Projektes ist es, syntaktische Argumente und überprüfbare Evidenz auf der Basis eines Datenkorpus, der auf der existierenden Forschung zur historischen Morpho-Phonologie des Chinesischen beruht, für unsere frühere Hypothese zu bieten. Das heißt, das Projekt wird einen Beitrag zu rezenter sprachübergreifender Forschung zu diachroner Syntax (Robert & Roussou 2003, van Gelderen 2011) im Kontext der historischen chinesischen Morphologie leisten. Wir konzentrieren uns insbesondere auf das Suffix *-s, das am wenigsten kontroverse und meist diskutierte Affix des Chinesischen. Die Forschung zur Verbalmorphologie konzentrierte sich bisher weitgehend auf die historische Morpho-Phonologie des Chinesischen und auf die lexikalische Semantik der Verben. Unser Projekt wird die existierende Forschung zur chinesischen Morpho-Phonologie innerhalb eines syntaktischen Rahmens untersuchen; die Validität der morphologischen Rekonstruktionen wird systematisch sprachübergreifenden syntaktischen Tests, die für die Klassifizierung der intrinsischen aspektuellen Struktur der VP entwickelt wurden, unterworfen. Dies ist ein vollkommen innovativer Ansatz für die chinesische historische Linguistik, der Erkenntnisse aus der Morpho-Phonologie mit rezenter sprachübergreifender Forschung zur diachronen Syntax kombiniert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Taiwan
Mitverantwortliche
Professor Dr. Johann-Mattis List; Professor Dr. George Walkden
Kooperationspartnerin
Professorin Edith Catherine Aldridge, Ph.D.