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Die Westportale von Notre-Dame in Paris

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508402959
 
Die Westportale von Notre-Dame in ParisIm Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht die Westfassade von Notre-Dame in Paris mit ihrer komplexen Dreiportalanlage. Wie an keinem anderen Bau der französischen Gotik sind die Portale so konsequent in eine übergreifende Ordnung eingebunden, die die Fassade zu einer Einheit verschmilzt. Gleichzeitig sind bei genauer Betrachtung die Unterschiede zwischen den einzelnen Portalen ungewöhnlich groß. Jedes Portal unterscheidet sich in der Verbindung von Architektur und Skulptur, der Proportion, der formalen Konzeption, der technischen Konstruktion und schließlich auch im Figurenstil. Sogar die Gestaltung der Sockelzonen ist in allen drei Portalen verschieden gelöst. Einheit und Vielfalt der künstlerischen Lösungen gehen an der Pariser Westfassade Hand in Hand.Während die Einheitlichkeit der Fassade von der Forschung stets als besondere Qualität herausgearbeitet wurde, erschien die Vielfalt als Problem. Sie wurde mit baugeschichtlichen Gründen erklärt: Rasch aufeinander folgende Planwechsel und veränderte Stilvorstellungen hätten letztlich ungewollt zu einem uneinheitlichen, asymmetrischen Nebeneinander geführt. Diese Einschätzung mag der Grund dafür sein, dass zwar zu jedem Portal Einzeluntersuchungen existieren, der Zusammenhang aber nur selten untersucht wurde.Das Projekt geht entgegen der Forschungsmeinung davon aus, dass die Fassade ohne größere Modifikationen nach einem einheitlichen Grundentwurf parallel von drei verschiedenen Bildhauerateliers ausgeführt wurde. Als Argumentationsgrundlage dient ein exaktes Aufmaß der Portalzone, das im Rahmen der Untersuchung angefertigt wird. Diese Pläne erlauben Rückschlüsse auf den zeichnerischen Entwurf und auf die praktische Ausführung der Fassade. Bei der Frage nach dem Entwurf spielen absolute Maße eine besondere Rolle: die Radien der Archivolten, die Winkel der Portalbuchten, die Breite und die Proportionsverhältnisse der Portale. Gibt es ein gemeinsames Grundmaß? Sind die Geometrien der Portale aufeinander abgestimmt? Zugleich wird zu klären sein, in wieweit die Fassade sich nach den Vorgaben des Langhauses orientiert. Die Untersuchung zur Bauausführung wird anschließend herausarbeiten, wie der Entwurf auf den Zuschnitt der einzelnen Steinblöcke übertragen wurde. Wie wurden die Anforderungen der figürlichen Skulptur mit der geometrischen Konzeption in Einklang gebracht? Inwieweit bestimmt die Ikonographie die Dimension der Steinblöcke? Gibt es einen inhaltlichen Bezug von Steinformat und Inhalt?Die Westfassade der Pariser Kathedrale blieb zwar beim Brand unbeschädigt, aber im Zuge des Wiederaufbaus ist eine Reinigung erforderlich. In diesem Zusammenhang werden ab Herbst 2022 alle Teile der Fassaden, innen wie außen, frei zugänglich sein. Das bietet die einmalige historische Chance zu einer objektnahen Untersuchung. Es sind Ergebnisse zu erwarten, die nicht nur für das Verständnis von Notre-Dame, sondern grundlegend für das Portal im Mittelalter sein werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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