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Das Entdecken von Diskrimination: Eine Signalentdeckungsanalyse

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503990132
 
Diskrimination ist die unfaire oder vorurteilsbehaftete Behandlung von Personen oder Gruppen auf der Basis von Charakteristika wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter oder sexueller Orientierung. Diskrimination zu erkennen ist ein notwendiger erster Schritt dabei, der Diskrimination entgegenzutreten. Ein beobachtetes Geschehen als einen Akt der Diskrimination zu erkennen ist allerdings in konkreten Fällen oft schwierig, die Evidenz dafür ist vielfach nicht eindeutig oder verborgen. Die Entscheidung, ob es sich im Einzelfall um Diskrimination handelt oder nicht, ist daher regelmäßig von Unsicherheit geprägt. Das Modellieren von Entscheidungen unter Unsicherheit ist das Ziel der Signalentdeckungstheorie (SDT), die einen klassischen theoretischen Rahmen in dem Forschungsfeld zur Attribution von Diskrimination darstellt. SDTs Beitrag zur Analyse dieses Urteilsprozesses besteht darin, zwei Komponenten davon zu separieren, die Sensitivität und Antworttendenzen. Sensitivität meint die Fähigkeit, zwischen Fällen mit und ohne Hinweisreizen auf Diskrimination zu unterscheiden. Antworttendenzen beschreiben die Tendenz, die Zuschreibung zu Diskrimination gegenüber anderen Zuschreibungen zu bevorzugen.Trotz der großen Rolle, die SDT als theoretischer Diskussionsrahmen in der einschlägigen Literatur zukommt, gibt es keine empirischen Studien, die SDT-Analysen von beobachteten Zuschreibungen zu Diskrimination ermöglicht haben. Das Vorhaben möchte mit einem neuen Paradigma einen ersten Schritt dahin machen, diese Lücke der Forschung zu schließen. SDT-Analysen versprechen zwei Beiträge: Sie erlauben es erstens, empirische Effekte präziser als Effekte der Sensitivität, der Antworttendenzen oder als Kombination aus beiden zu charakterisieren. Dadurch informieren sie zweitens Theorien in dem Bereich, indem sie klären, welche Mediationspfade den zu erklärenden empirischen Befunden zugrunde liegen. Letztendlich können die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Gestaltung von Trainings von Beobachtern und Entscheidungsträgern einfließen, die dafür sensibilisieren sollen, Fälle von Diskrimination zu erkennen, wenn sie auftreten. In dem Vorhaben wird es darum gehen, Attributionen zu Gender Bias, Racial Bias und deren Intersektion in SDT-Analysen zu untersuchen. Das ermöglicht es Forschungsfragen in den Blick zu nehmen, für die SDT-basierte theoretische Überlegungen in manchen Fällen zwar Vermutungen angeboten haben, für die aber bislang keine empirischen Antworten vorgelegt werden konnten. Beispiele sind die folgenden: Unterscheiden sich Mitglieder von Gruppen, die diskriminiert werden, in Sensitivität und/oder Antworttendenzen von Mitgliedern von Gruppen, die nicht betroffen sind oder gar Vorteile erfahren? Welche Rolle spielen stereotype Erwartungen bezüglich typischer Konstellationen von Diskrimination im Attributionsprozess und wie sind insbesondere die Effekte solcher Erwartungen vermittelt – über Effekte auf die Sensitivität oder auf Antworttendenzen?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Jimmy Calanchini
 
 

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