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Politische Umbrüche und Disziplinenwandel. Mathematik in Deutschland, 1920-1960
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Heinze; Professor Dr. Volker Remmert
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497971890
Im Zentrum des Vorhabens steht die inhaltliche, institutionelle und personelle Entwicklung der Mathematik in Deutschland zwischen 1920 und 1960 unter dem Eindruck politischer Umbrüche (Weimarer Zeit: 1920-1933, Nationalsozialismus: 1933-1945, Nachkriegszeit: 1945-1960). Ziel des Vorhabens ist eine detaillierte wissenschaftshistorische und -soziologische Kartierung und Analyse der Entwicklung der Mathematik im deutschen Hochschulsystem auf Basis einer propospographisch-bibliometrischen Datenbank, die über eine Website frei zugänglich ist.Das Vorhaben wird systematische Antworten auf die Fragen ermöglichen, wer wann und wo zu welchen Themen und in Kooperation mit wem in welchen Forschungsgebieten gearbeitet hat. Auf diese Weise lassen sich sowohl subdisziplinäre Forschungsfelder als auch der Einsatz der Mathematik als disziplinübergreifende Ressource kartieren. Aus theoretischer Perspektive werden in dem Vorhaben Konzepte des Historischen Institutionalismus zugrunde gelegt, den wir für besonders geeignet halten, da es sich hier um graduell-kumulativen Wandel im Kontext politischer Umbrüche handelt. Das Vorhaben wird in diesem Rahmen entlang forschungsleitender Hypothesen durchgeführt. Zu diesen zählt, dass im National¬sozialismus abstrakte Teilgebiete der Mathematik durch „kriegsrelevante“ Gebiete ersetzt wurden (displacement) und eine gezielte finanzielle Förderung anwendungsorienterter Gebiete stattfand (layering). Ebenso gehen wir davon aus, dass im Kalten Krieg militärische Patronage zur Schwerpunktsetzung in bestimmte Forschungsfelder geführt hat (drift). Methodisch ist die Verbindung eines konsequent auf Archivmaterial gestützten, mit bibliometrischen Methoden verknüpften, prosopographischen Ansatzes für das Vorhaben geplant. Dieser doppelte Ansatz ermöglicht es, einerseits die Entwicklung der Disziplin systematisch zu erfassen und andererseits ein Forschungstool zu entwickeln und zu erproben, das sich auch auf andere Zeiträume und Disziplinen übertragen lässt. In diesem Sinne hat das Vorhaben Pilotcharakter, denn das Datenrepositorium ist als allgemein zugängliches Recherchetool für zukünftige Untersuchungen konzipiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen