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Die umkämpfte Fachlichkeit der Fachverwaltung. Wissensaneignung, Wissensproduktion und Wissenspraktiken der mittleren Preußischen Volksschulverwaltung 1817-1919

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497108458
 
Das Vorhaben untersucht die Entstehung und Konsolidierung der Fachlichkeit der Schulfachverwaltung für den preußischen Volksschulbereich zwischen der Zeit ihrer einheitlichen Einrichtung im Jahr 1817 bis zur Abschaffung der im Volksschulwesen dominanten, geistlichen Schulaufsicht im Jahr 1919. Fachlichkeit bezeichnet das Geflecht von Wissensaneignungspfaden, Wissensproduktion und Wissenspraktiken, die den in der Schulverwaltung stehenden Amtsträgern erlaubten, sich als legitime Personengruppe in Position zu bringen gegenüber der doppelten Aufgabe, Schule mittels bürokratischer Regeldurchsetzung zu regieren und dabei die Eigenheiten, Eigenlogik bzw. Spezifik pädagogischer Interaktionen in schulischen Kontexten angemessen zu beachten. Fachlichkeit enthält somit eine Legitimations- und eine Sachdimensionen. Bezüglich der Legitimationsdimension wird ‚Fachlichkeit‘ eingesetzt, um die spezifische Konstellation zu bearbeiten, in der eine Fachverwaltung ohne eine eindeutige Referenz auf ein Fach aufgebaut wird. Das Vorhaben rekonstruiert, wie eine nicht nur durch Pädagogik, sondern auch von Theologie und Jura geprägte, umkämpfte Fachlichkeit emergierte und sich konsolidierte. Bezüglich der Sachdimension wird untersucht, wie die mittleren Behörden im Volksschulbereich Wissen über Unterrichtsführung, Schulorganisation und Religionsunterricht kumulierten, produzierten und einsetzten, Dies geschah zunehmend vor dem Hintergrund der wiederholt vorgetragenen Forderung nach einer Aufsicht, die nicht nur kontrolliert (vollziehende Gewalt), sondern darüber hinaus berät, empfiehlt und die Lehrerschaft ‚leitet‘ (gestaltende Gewalt). Das Vorhaben beabsichtigt zu rekonstruieren, was als ‚fachlich‘ in der Arbeit dieser Schulverwaltungen galt, und zwar ohne das hierbei zunächst ein konkretes zugrundeliegendes Fach vorausgesetzt wird. Die Analyse wird wissensgeschichtlich konturiert, weil der Zugang über Wissen und nicht über bereits konsolidierte Fächer erlaubt, Mischkonstellationen von fachlichen Perspektiven und widersprüchlichen Anforderungen an das Schulaufsichtsamt analytisch zugänglich zu machen. Für eine Auswahl Preußischer Provinzen, die einerseits repräsentativ und andererseits problemorientiert (Kulturkampf) ist, werden auf der Grundlage archivalischer und bibliographischer Recherchen Wissensaneignung (datenbankbasierte Prosopographie der Beamten und ihrer Vorbildung), Wissensproduktion (in Publikationen nachweisbaren Wissensformen und -präferenzen) und Wissenspraxis (Praktiken der Kontrolle und der Beratung, einschließlich ihrer Techniken und Materialitäten) untersucht. Das Vorhaben beabsichtigt, sowohl ein Gesamtbild der Fachlichkeit der Volksschulfachverwaltung zu produzieren als auch systematische regionale Vergleiche (Provinzen, Regierungsbezirke, Stadtkreise) durchzuführen, die das einheitliche Bild preußischen Schulverwaltungshandelns diskutieren sollen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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