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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf berufliches Lernen im Erwachsenenalter

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470251989
 
Seit dem ersten Lockdown im März 2020 wurde breit und kontrovers diskutiert, wie sich die Corona-Pandemie auf die Lernbeteiligung, -prozesse und -ergebnisse ausgewirkt hat. Allerdings haben sich diese Debatten stark auf Kinder und Jugendliche im Bildungssystem konzentriert. Die Frage, wie sich die Pandemie auf das Lernen von Erwachsenen, insbesondere auf die berufsbezogene Erwachsenenbildung (BEB), ausgewirkt hat, wurde im öffentlichen Diskurs und in der Forschung bisher weitgehend vernachlässigt. Die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens ist in den letzten Jahrzehnten mit dem technologischen Wandel und der demografischen Alterung der Erwerbsbevölkerung gestiegen, gleichzeitig ist die Teilnahme an BEB aber nach wie vor sozial stratifiziert. Die Corona-Pandemie hat nun Angebot und Nachfrage nach Erwachsenenbildung in kurzer Zeit tiefgreifend verändert. Die traditionelle BEB in Form von Vor-Ort-Kursen ist weitgehend zusammengebrochen, und viele Firmen haben ihre Weiterbildungsinvestitionen reduziert. Gleichzeitig sind bei einigen Beschäftigtengruppen durch Kurzarbeit neue Spielräume für BEB entstanden, während andere aufgrund von Kinderbetreuung und Homeoffice weniger Zeit hatten. Und schließlich hat die Krise einen Digitalisierungsschub bewirkt, der es für viele Beschäftigte notwendig gemacht hat, in kurzer Zeit neue Dinge zu erlernen. Insgesamt ist daher noch nicht abzusehen – und empirisch nicht ausreichend untersucht – wie sich die Pandemie auf die Beteiligung an unterschiedlichen Formen der BEB ausgewirkt hat, welche Lernbarrieren und -chancen die Krise mit sich gebracht hat und wie sich dadurch Muster sozialer Ungleichheit in der BEB verändert haben. Da BEB ein zentraler Baustein sein wird, um pandemiebedingte Verwerfungen im Arbeitsmarkt abzufedern, ist eine zügige Beantwortung dieser Fragen wichtig, um daraus zielgerichtete Bildungsstrategien abzuleiten. Dazu planen wir Analysen auf der Basis groß angelegter Paneldaten des NEPS, die jährlich seit Ende der 2000er Jahre bis Herbst 2020-Frühjahr 2021 erhoben wurden und detaillierte Längsschnittinformationen zum nonformalen und informellen berufsbezogenen Lernen von erwerbstätigen Erwachsenen liefern. Unser Forschungsprogramm besteht aus drei aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen: Im ersten Schritt wird das Ausmaß und die Form krisenbedingter Veränderungen in der BEB bei unterschiedlichen Beschäftigtengruppen beschrieben. Im Anschluss daran wird untersucht, wie die Krise die Lernprozesse Erwachsener beeinflusst hat. Dabei werden schrittweise Regressionen und Dekompositionstechniken benutzt, um die Auswirkungen pandemiebedingter Veränderungen in den Arbeitsbedingungen, im Familienleben und im Wohlbefinden auf die BEB-Teilnahme abzuschätzen. Im dritten Schritt ist geplant, mithilfe von Fixed Effects-Regressionen kausale Effekte der Pandemie auf die BEB-Teilnahme zu identifizieren und zu analysieren, wie die Krise vorherrschende Muster sozialer Ungleichheiten in der BEB verändert hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Gundula Zoch
 
 

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