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Soziale Verarbeitung als Top-Down Moderator des Aufmerksamkeitsbias auf emotionale Gesichter

Antragsteller Professor Dr. Dirk Wentura, seit 1/2023
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468589563
 
Emotionale Gesichtsausdrücke stellen wichtige Signale im Alltag dar, die uns vor Gefahren warnen, uns günstige Gelegenheiten in der Umwelt aufzeigen und uns helfen, uneindeutige Situationen zu interpretieren. Entsprechend haben viele Studien gezeigt, dass das menschliche kognitive System emotionale Gesichter auf besondere Weise verarbeitet: Beispielsweise scheinen emotionale Gesichtsausdrücke kulturübergreifend erkennbar zu sein und automatische physiologische und motorische Reaktionen hervorzurufen. Ob emotionale Gesichtsausdrücke automatisch die visuelle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist jedoch umstritten. So legen manche Studien nahe, dass es einen generellen Aufmerksamkeitsbias auf emotionale (insbesondere bedrohliche) Gesichtsausdrücke gibt. Andere Studien hingegen legen nahe, dass sich dieser Bias nicht generell, sondern lediglich bei ängstlichen Personen findet. Vor dem Hintergrund von Theorien der Aufmerksamkeitsforschung vermuten wir, dass diskrepante Ergebnisse sich dadurch erklären lassen, dass der Bias top-down durch den aktuellen Zielkontext moderiert wird. Entsprechend dieser Annahme fanden wir mit Varianten des Cueing-Paradigmas bereits in einer Reihe von Experimenten, dass Probanden (nur) dann einen Aufmerksamkeitsbias auf wütende Gesichter zeigen, wenn die Aufgabe eine soziale Verarbeitung der aufgabenrelevanten Stimuli verlangt. Daraus schlussfolgerten wir, dass die Aktivierung eines sozialen Verarbeitungsmodus Voraussetzung für das Auftreten eines Aufmerksamkeitsbias auf wütende Gesichter ist. Das Ziel des geplanten Projekts ist es, diese Hypothese des sozialen Verarbeitungsmodus weiter zu bestätigen, zu elaborieren und zu spezifizieren. In einer Reihe von Experimenten soll daher erforscht werden, welche zugrundeliegenden Aufmerksamkeitsprozesse durch die Aktivierung des sozialen Verarbeitungsmodus beeinflusst werden. Verursacht der soziale Verarbeitungsmodus eine bevorzugte initiale Aufmerksamkeitsallokation auf emotionale Gesichter? Oder führt der soziale Verarbeitungsmodus zu einer Verzögerung der Ablösung der Aufmerksamkeit von emotionalen Gesichtern? Beeinflusst der soziale Verarbeitungsmodus neben der räumlichen auch die zeitliche Ausrichtung von Aufmerksamkeit auf emotionale Gesichter? Ferner soll untersucht werden, ob der soziale Verarbeitungsmodus den Aufmerksamkeitsbias auf verschiedene emotionale Gesichtsausdrücke auf ähnliche Weise moduliert. Um die Natur des sozialen Verarbeitungsmodus genauer zu spezifizieren, soll zudem untersucht werden, wie er sich aktivieren lässt. Müssen Probanden aktiv nach Stimuli suchen, die auf Basis eines sozialen Merkmals definiert sind? Oder reicht es aus, soziale Informationen auf andere Weise während der Messung des Aufmerksamkeitsbias salient zu machen? Die im Rahmen des geplanten Projekts gewonnenen Erkenntnisse können somit einen wertvollen Beitrag zur Klärung der inkonsistenten Ergebnisse bezüglich des Auftretens eines Aufmerksamkeitsbias auf emotionale Gesichter beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Benedikt Wirth, bis 12/2022
 
 

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