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Die dringende Not zum Schutz von Leben: Eine Analyse der Dyamiken von Gesundheit und Sicherheit während der Covid19 Pandemie in Konfliktzonen in Kolumbien

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Ökologie der Landnutzung
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468426775
 
Die Corona-Pandemie hat offen gelegt, wie verwundbar die Bevölkerung in fragilen, von Konflikten gekennzeichneten Ländern des Globalen Südens ist, insbesondere in ländlichen Regionen, wo oft keinerlei Infrastruktur zum Gesundheitsschutz vorhanden ist und staatliche Institutionen kaum präsent sind. Gleichzeitig wissen wir noch zu wenig darüber, wie sich nicht-staatliche Akteure an diese Situation angepasst haben, welche Strategien sie nutzen, um die Covid19 Pandemie einzudämmen (oder gar davon zu profitieren) – sei es lokale Gemeinschaften, indigene und ethnische Minderheiten oder bewaffnete Gruppen. Kolumbien ist dabei ein typischer Fall: Das 2016 mit der größten Rebellengruppen FARC-EP abgeschlossene Friedensabkommen sieht umfassende Regelungen vor, um die Wurzeln des Konfliktes zu beseitigen. Dennoch traf die Pandemie auf ein verletzliches Land: Zum Einen hinterließ die Demobilisierung der FARC-EP ein Machtvakuum in vielen Regionen, welches der kolumbianische Staat bislang nicht adäquat füllen konnte – mit der Konsequenz, dass sich nichtstaatliche bewaffnete Gruppen weiter ausbreiten und die öffentliche Ordnung weiter erodiert. Zum Zweiten hat die kolumbianische Regierung ihre Bekenntnisse im Friedensabkommen zu ländlicher Entwicklung nicht in die Tat umgesetzt, etwa bei Investitionen im Gesundheitswesen wie Zugang zu Trinkwasser. Aufgrund systematischer staatlicher Vernachlässigung sahen sich demnach Gemeinden in Konfliktregionen einer doppelten Herausforderung gegenüber: Den Schutz ihres Lebens vor Gesundheits- und vor Sicherheitsrisiken. Wie können wir die unterschiedlichen lokalen Dynamiken daraufhin in erklären und welche Strategien haben sich dabei effektiv und förderlich für den laufenden Friedensprozess ausgewirkt? Das Projekt analysiert die Effekte der Pandemie auf den Wandel von territorialer Ordnung nach einem Friedensabkommen und Strategien nichtstaatlicher Akteure zur Eindämmung des Virus. Erste Beobachtungen deuten auf eine große Breite an Strategien hin, die von Lockdown-Maßnahmen durch bewaffnete Dissidenten bis zu traditionalem Gemeinschaftsschutz bei indigenen Völkern über selbst-organisierte Gesundheitsnetzwerke in weit abgelegenen Regionen reichen. In dem Projekt möchten wir Primärdaten im Rahmen eines mixed-methods-Ansatzes erheben und mit Hilfe von Modelling mit anderen Ländern im Globalen Süden (langfristig) vergleichen. Das Forschungsprojekt strebt damit einen bedeutenden Mehrwert zur wissenschaftlichen und akademischen Diskussion über Strategien zum Gesundheitsschutz in Anbetracht von Sicherheitsrisiken in ländlichen Regionen an, einem weitverbreiteten Phänomen im Globalen Süden. Es ist eingebettet in das laufende Heisenberg-Vorhaben von Prof. Richter (Universität Leipzig) sowie weitere Projekte bei den Partnern an den Universitäten der Javeriana und Rosario in Kolumbien. Für das Projekt kann zudem auf ein umfassendes Forschungsnetzwerk des deutsch-kolumbianischen Friedensinstitutes CAPAZ zurückgegriffen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kolumbien
Kooperationspartner Professor Dr. Stefan Peters
ausländ. Mitantragstellerinnen / ausländische Mitantragsteller Laura Camila Barrios Sabogal; Dr. Pablo Andres Ramos
 
 

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