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PrEP-Intimitäten aus Berlin: Pharmazeutische HIV-Prophylaxe und biopolitische Hoffnungen im transnationalen Kolumbien

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468249798
 
Die Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP, beschreibt den prophylaktischen Einsatz antiretroviraler Medikamente, welche bei der täglichen Einnahme einer Tablette bzw. einer "anlassbezogenen Anwendung" vor einem 'risikoreichen' Sexualkontakt einen hocheffektiven Schutz vor einer HIV-Infektion bietet. Seit September 2019 werden die Kosten für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernommen - insbesondere für Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben. Das durch die DFG geförderte Projekt "PrEP-Intimitäten in Berlin" situiert die PrEP als affektive, diskursive und materielle Formation im Leben, den Erfahrungen und Körpern ihrer Nutzer*innen sowie im spezifischen Kontext von Berlin als Stadt mit einer hohen internationalen Anziehungskraft und dem Ruf sexueller Liberalität. Es untersuchte in der ersten Förderphase ethnographisch, wie die biomedizinische Prophylaxe selbst - ebenso wie gesundheitspolitische Fachöffentlichkeiten, subkulturelle Diskurse und therapeutische Situationen, innerhalb derer die PrEP situiert ist - verkörperte Subjekte formen und intime Begegnungen (mit)gestalten. Das hier vorgeschlagene Folgeprojekt "PrEP-Intimitäten aus Berlin" folgt in der ersten Projektphase identifizierten Diskursen, Praktiken und Personen und situiert die PrEP in transnationalen Verbindungen zwischen Berlin und Kolumbien. Es "dezentriert" damit den vorherigen Fokus auf westeuropäische Präventionsdiskurse und -infrastrukturen durch eine Perspektive auf HIV-Prävention als transnationales Anliegen und Konfliktfeld. Das Konzept der "Biopolitischen Hoffnung" fasst dabei einerseits in biomedizinische Technologien investierte Erwartungen und andererseits die normierenden Effekte, die eine optimistische Hinwendung zu Pharmazeutika bewirken können. Mit Blick auf einen durch internationale Gesundheitsorganisationen, lokale Präventionsprojekte, aktivistische und künstlerische Netzwerke sowie potentielle Nutzende forcierten breiteren Zugang zur PrEP in Kolumbien, fragt das Folgeprojekt nach transnational zirkulierenden Erwartungen an die pharmazeutische HIV-Prophylaxe und lokale Aushandlungen von ungleichen Zugangsvoraussetzungen: Welche Hoffnungen und Enttäuschungen evoziert die HIV-Prophylaxe PrEP in transnationalen Verbindungen zwischen Berlin und Kolumbien bezüglich Ideen und Praktiken von (queerer) Sexualität, sexueller Gesundheit und globaler (Un )Gerechtigkeit? Zur Beantwortung dieser Frage wird eine multi-sited ethnography in den Feldern Aktivismus, Prävention und queerer Subkultur vorgeschlagen. Konkret beschäftig sich das Folgeprojekt ethnographisch mit (1) transnationalen Solidaritätsaktionen einer in Berlin ansässigen HIV-Aktivist*innengruppe, (2) dem Aufeinandertreffen internationaler und lokaler Hilfsökonomien in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá und (3) der Thematisierung von HIV/Aids innerhalb der queeren Ballroom-Szene in Pereira, einer semiperipheren kolumbianischen Stadt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kolumbien
Kooperationspartner Diego Vallejo Díaz
 
 

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