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Edition von Briefen aus Jean Pauls Umfeld

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466029789
 
Mit den beantragten Mitteln abgeschlossen werden soll die 2019 begonnene digitale Ausgabe der Korrespondenzen aus der Familie, dem Freundes- und dem Bekanntenkreis von Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825, www.jeanpaul-edition.de) – insgesamt etwa 2000 Briefe, die ungewöhnlich viel zum Verständnis von Biographie und Werk des Dichters wie zum Verständnis der Literaturgeschichte und natürlich der Alltagsgeschichte gebildeter und weniger gebildeter, wohlhabender und weniger wohlhabender Zeitgenossen Jean Pauls beitragen. Die Edition ist geprägt von Vielstimmigkeit und Vielfalt: Personen, die in klassischen Briefeditionen als Resonanzfläche für den Hauptdarsteller dienen, treten aus der zweiten und dritten Reihe, zeigen sich in ihrer Eigenheit und als Zentren ihrer eigenen Netze, Ihre Briefe beleuchten die Welt von ihrer eigenen Wirklichkeit aus. Es sind überproportional viele Frauen vertreten, aus deren Briefen die weibliche ‚conditio humana‘ hervortritt. Einer der engsten Freunde Jean Pauls ist der jüdische Kaufmann Emanuel (Osmund): Beide pflegten mit ihren Familien ein enges deutsch-jüdisches Verhältnis, vom gemeinsamen Feiern jüdischer wie christlicher Feste bis zur Auswahl des 1814 für Emanuel behördlich verlangten Familiennamens („Beschützer“) durch Jean Paul. Emanuel war ein begnadeter Netzwerker, dessen Korrespondenzen – ein Schwergewicht in der zweiten Phase des Projekts – einen tiefen Einblick in jüdisches Leben und jüdische Kultur um 1800 geben. Die Edition von Briefen aus Jean Pauls Umfeld bedient sich der Möglichkeiten des digitalen Mediums: Briefe sind beschlagwortet und Korrespondenzkreisen zugeordnet und können variabel gruppiert, also verschiedenen Briefkorpora zugeordnet werden. Der Nutzer kann chronologisch im gesamten Material (eingeschlossen die Briefe Jean Pauls) oder in einer selbstbestimmten Auswahl blättern. Die Kategorie der ‚Mitleserschaft‘, die für diese Edition eingeführt wurde, dient dazu, ein für die Kommunikation um 1800 entscheidendes Phänomen sichtbar zu machen: Die Korrespondenzen sind mitnichten immer ein privater Austausch zwischen einem Absender und einem Leser, sie verbinden und schaffen vielmehr als ‚social media‘ der Zeit Netzwerke, soziale Verbindungen von wechselnder Dichte und Stabilität. Nicht wenige der Briefe haben nicht nur einen Absender, sondern sind gemeinschaftlich abgefasst.Das Projekt der Umfeldbriefe ist als Teil einer Plattform im WWW konzipiert, die die Briefe des Dichters (seit 2018 greifbar) und die an ihn adressierten sowie die Briefe seiner Familie, seiner Freunde und seines weiteren Umfeldes frei zugänglich machen und mittels einer übergreifenden Registerdatenbank (Personen, Werke, Orte), aber auch mittels Verlinkungen verbinden wird. Die zweite Phase des Projekts dient insofern nicht allein der Erweiterung des Korpus, sondern u. a. der teilweisen Einbindung von Jean Pauls Briefen in das für die Umfeldbriefe entwickelte Ordnungssystem einer digitalen Tiefenerschließung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Norbert Miller
 
 

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