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Bedingungslose Jugendhilfe. Von der zweiteiligen zur inklusiven sozialen Infrastruktur

Antragsteller Dr. Vinzenz Thalheim
Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Öffentliches Recht
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465646142
 
ZusammenfassungMit dem interdisziplinären Netzwerk soll ein Beitrag zur inklusiveren Ausgestaltung der Kinder- und Jungendhilfe (KJH) geleistet werden. Hierfür werden rechts- und erziehungswissenschaftliche Perspektiven auf die gegenwärtige Leistungsstruktur der KJHzusammengeführt, um einen grundlagentheoretischen Diskurs zu eröffnen und zukünftige Forschungsbedarfe in Form einer Inclusive Research Road Map (I-RRM) zu identifizieren. Der interdisziplinäre Ansatz ist von hoher wissenschaftlicher Relevanz für die Inklusionsbestrebungen in der KJH, da insbesondere die Zweiteilung der Leistungsangebote in Regelleistungen (§11-26 SGB VIII) und Bedarfsleistungen (§27-35 SGB VIII), die Adressat*innen in Personenkategorien einteilt, die inklusiven Ansätzen tendenziell gegenläufig sind. So können Bedarfsleistungen nur beansprucht werden, wenn ein „erzieherischer Bedarf“ vorliegt. Die Gewährung ist somit an ein Defizit geknüpft. Mit diesem Verweis sind die Bedarfsleistungen für ihre Nutzer*innen tendenziell stigmatisierend, was auf gravierende Barrieren der Inanspruchnahme verweist. Dieses Strukturproblem bleibt auch im jüngst verabschiedeten Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) erhalten. Es stellt sich die Frage, inwiefern das Jugendhilfesystem mit seiner gegenwärtigen Zweiteilung tatsächlich dazu beiträgt, soziale Ungleichheitsverhältnisse zu mildern, statt sie zu reproduzieren. Den Ausgangspunkt im Netzwerk bildet die Idee einer „Bedingungslosen Jugendhilfe“. Es soll experimentierend diskutiert werden, ob und inwiefern ein inklusiveres Jugendhilfesystem gestaltet werden kann, wenn seine (exkludierende) Zweiteilung in eine weitgehend bedingungslose Leistungsstruktur transformiert werden würde.Das interdisziplinäre Netzwerk soll einen multiperspektivischen Forschungszugriff auf die Inanspruchnahmebedingungen und -konsequenzen für die Gewährung von ambulanten und stationären Hilfen sowie deren Ausgestaltung initiieren. Die Erkenntnisse, die durch ausgewiesene Gäste angereichert werden, werden in einem Sammelband mit Beiträgen der Netzwerkmitglieder ausführlich entfaltet und für den forschungsbezogenen Wissenstransfer in der Inclusive Research Road Map (I-RRM) gebündelt präsentiert, um folgende Potenzialitäten für die Jugendhilfeforschung zu fördern:1. Es werden bisher vernachlässigte Handlungsfelder zur Förderung inklusiver Dimensionen in der Jugendhilfe für einen systematischen Forschungszugang in der I-RRM offengelegt.2. Die in den Fachdiskursen bisher unterrepräsentierte Verschränkung rechtlicher und erziehungswissenschaftlicher Perspektiven wird erstmalig gezielt zusammengeführt.3. Es werden systematisch gegenwärtige und zukünftige transformative Entwicklungen in der Jugendhilfe, wie die laufende Diskussion zur Umsetzung des KJSG, hinsichtlich ihrer inklusiven Ausprägungen in der I-RRM konturiert, um sie für Forschungsaktivitäten anschlussfähig zu machen.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich Professor Dr. Mark Schrödter
 
 

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