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Koordinationsfonds

Fachliche Zuordnung Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439742772
 
Schmerzen im unteren Rückenbereich (Low Back Pain, LBP) stellen eine enorme soziale und wirtschaftliche Belastung für die Gesellschaft dar. Sie sind ein besonders häufiger Grund für die Inanspruchnahme des medizinischen Versorgungssystems, für Arbeitsunfähigkeit und frühzeitigen Renteneintritt. Die Erfolgsraten der gegenwärtigen klinischen Behandlungen von Rückenschmerzen variieren beträchtlich, was auf ein mangelndes Verständnis der zugrundeliegenden Ursachen hinsichtlich des Beginns und des Fortschreitens der Krankheit hinweist. Nur ein besseres mechanistisches Verständnis der Ätiologie und Pathogenese von LBP führt zu einer besseren Patientenstratifizierung und bildet eine wesentliche Grundlage für personalisierte Therapieansätze. Gegenwärtig basiert die Entscheidung, ob ein chirurgischer oder nicht-chirurgischer Eingriff verordnet werden soll, auf statischen Bildern (Röntgen, CT, MRT) und auf kurzen körperlichen Untersuchungen. Solche Kurzzeitanalysen können jedoch die natürliche Körperhaltung von Patienten im täglichen Leben nicht abbilden, vernachlässigen vollständig die Dynamik der Form und Belastung der Wirbelsäule, berücksichtigen in der Regel nicht die psychosozialen Umstände und erlauben somit keine Charakterisierung der zugrundeliegenden Prozesse der Gewebedegeneration, der lokalen Entzündung und der Schmerzen. Die Forschungsgruppe vereint Orthopäden, Informatiker, Biomechaniker, Statistiker, Schmerzmediziner und -therapeuten, Gesundheitspsychologen, Tiermediziner sowie Material- und Trainingswissenschaftler, um aufzuzeigen, wie Form und Geometrie (MORPHOLOGIE), körperliche Aktivität und Kinematik der Wirbelsäule (MOTION) und lumbale Wirbelsäulenbelastung (MECHANIK) miteinander verknüpft und mit Rückenschmerzen assoziiert sind. Gemeinsam stellen wir die Hypothese auf, dass das Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen diesen 3Ms neue Wege zur Entwicklung von Strategien für eine funktionalisierte Patientenstratifizierung als Grundlage für eine personalisierte Behandlung ermöglichen wird. Zunächst werden wir diese Wechselbeziehungen in verschiedenen chronischen LBP-Kohorten mit und ohne morphologische und/oder funktionelle Beeinträchtigungen charakterisieren, die einer multimodalen Schmerztherapie unterzogen werden oder bei denen konservative Behandlungen versagt haben und denen eine Operation verordnet wird. Sowohl Patientenkohorten als auch zusätzliche asymptomatische Kontrollen werden nach Altersgruppen und dem Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ analysiert, um der Patientenvielfalt Rechnung zu tragen. In-vivo-Studien an Groß- und Kleintiermodellen sowie numerische Analysen werden diese Studien ergänzen, um ein besseres mechanistisches Verständnis des LBP zu erlangen und dessen mögliche Ursachen zu identifizieren. Langfristig wollen wir Prognosemodelle entwickeln, die eine spezifischere Stratifizierung in Risikokategorien für personalisierte Behandlungsstrategien ermöglichen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich(e) Professorin Geraldine Rauch, Ph.D.
 
 

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