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Textverständnis und Krieg: Politikwissenschaftliche Analyse des Zusammenhangs von Auslegungspraktiken und Gewaltlegitimation in afrikanischen Ländern

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398344141
 
Trotz starker theoretischer Argumente für einen fatalen Zusammenhang zwischen religiösen Differenzen und kollektiver Gewalt, ist der empirische Befund uneindeutig. In der Forschung wird dieses Phänomen oft mit der „Ambivalenz des Heiligen“ beschrieben (Scott Appleby): Mal würden Religionen und die sie tragenden Glaubensgemeinschaften konfliktverschärfend und mal friedensstiftend wirken. Vor diesem Hintergrund will das Teilprojekt für den Verlauf mehr oder weniger gewaltsam ausgetragener Konflikte in Benin, Elfenbeinküste, Nigeria und Tansania untersuchen, ob unterschiedliche Auslegungspraktiken und Inszenierungen von Bibel oder Koran dazu beitragen, dass politische Gewalt in einigen Fällen religiös legitimiert werden kann, während dies in anderen Fällen unter sonst relativ ähnlichen Umständen kaum möglich ist. Gleichzeitig will das Projekt überprüfen, ob etablierte Auslegungspraktiken durch Gewaltkonflikte modifiziert werden und ob sich in dieser Hinsicht Pfadabhängigkeiten mit Blick auf Textselektion und Textinszenierung feststellen lassen. Das Projekt arbeitet mit einer dezidiert praxistheoretischen Perspektive. Methodisch kombiniert es ein synchrones ländervergleichendes Forschungsdesign („between-case variance“) mit einer Untersuchung diachroner länderspezifischer Dynamiken („within-case variance“). Dabei sollen katechetische Literatur und Videopredigten von ausgewählten Glaubensgemeinschaften analysiert, ihre Auslegungspraktiken und Inszenierungen von Koran und Bibel identifiziert und mit politischen Mobilisierungsversuchen für oder gegen kollektive Gewalt in Beziehung gesetzt werden. Das Teilprojekt ist in der Arbeitsgruppe C „Pragmatisierung“ angesiedelt und untersucht damit konkrete Praxiszusammenhänge, in die religiöse Texte als sakralisierte Texte eingebunden sind und wirken.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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