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APOS: Akute Risikofaktoren für poststationäres suizidales Verhalten
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Thomas Forkmann; Professorin Dr. Heide Glaesmer; Dr. Lena Spangenberg
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460438176
Hintergrund:Nach der stationären Behandlung akuter Suizidalität ist das Risiko für suizidales Verhalten drastisch erhöht. Dem stehen begrenzte empirische Befunde zu proximalen Risikofaktoren, die suizidale Erlebens- und Verhaltensweisen kurzfristig vorhersagen, gegenüber, die Voraussetzung für die Entwicklung von klinischen Monitoring- und Interventionskonzepten sind. Die Interpersonale Theorie Suizidalen Verhaltens (ITSV, Joiner 2005), das Integrative Motivational-Volitionale Modell Suizidalen Verhaltens (IMV-Modell, O’Connor 2011) und das Narrative-Crisis Model of Suicide (NCM, Galynker 2017) postulieren mehrere Variablen, die als proximale Risikofaktoren in Betracht kommen (u.a. Perceived Burdensomeness, Entrapment, Hyperarousal). Trotz empirischer Evidenz für die Kernannahmen dieser Theorien fehlen bislang prospektive Studien, die unter Berücksichtigung der zeitlichen Dynamik und der Interaktion dieser Variablen die Prädiktion in Bezug auf Suizidgedanken und Suizidversuche mit einer hohen zeitlichen Auflösung in einer Hochrisikopopulation direkt nach Klinikentlassung untersuchen.Zielstellung:Das Projekt soll theoretische Annahmen der ITSV, des IMV-Modells und des NCM empirisch validieren. Hierzu wird geprüft, ob die zentralen Variablen dieser Modelle poststationär Suizidgedanken in Echtzeit und Suizidversuche im 6-Monats-Follow-Up vorhersagen (bei gleichzeitiger Kontrolle distaler Risikofaktoren wie z.B. Geschlecht, Anzahl bisheriger Suizidversuche, Herzratenvariabilität). Zusätzlich sollen individuelle Verlaufsmuster von Suizidgedanken typisiert (digital phenotyping) und im Hinblick auf die prädiktive Validität untersucht werden. Daneben wird analysiert, welche Rolle die Herzratenvariabilität bzw. die Herzrate in Echtzeit für die Vorhersage von Suizidgedanken und -versuchen spielt. Methodik:Über 18 Monate werden N=344 Patienten in Essen und Leipzig rekrutiert, die aufgrund akuter Suizidalität oder nach Suizidversuch stationär psychiatrisch behandelt wurden. Nach einem Basis-Assessment (Kernkonstrukte der Suizidtheorien, Kontrollvariablen, Herzratenvariabilität) erhalten teilnehmende Patienten ein Smartphone und beantworten 1-3 Tage vor und 21 Tage nach Entlassung 4x täglich, sowie weitere 26 Wochen 2x wöchentlich psychometrisch geprüfte Items zu Suizidgedanken und den interessierenden Prädiktoren in Echtzeit. Zusätzlich wird die Herzrate mittels eines Wearables erfasst. Nach 6 Monaten erfolgt ein telefonisches Follow-Up, bei dem suizidales Verhalten und Suizidgedanken erfasst werden. Eingesetzte Analysemethoden umfassen u.a. Cox Regression, Mehrebenenmodelle und latente Profilanalyse. Relevanz:Das Projekt prüft erstmals die Prädiktion von Suizidgedanken und Suizidversuchen in einer Hochrisikopopulation in einem prospektiven und zeitlich hoch aufgelösten Studiendesign durch Variablen der ITSV, des IMV-Modells und des NCM. Wir erwarten durch die Ergebnisse die Vorhersage von Suizidgedanken und suizidaler Verhaltensweisen zu verbessern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen