Detailseite
Projekt Druckansicht

Umkämpfte Solidarität. Solidaritätsdynamiken zwischen sozialpolitischem Tagesgeschäft und Krise

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459765303
 
Das Projekt untersucht am Beispiel Deutschlands Wechselwirkungen und Spannungsverhältnisse zivilgesellschaftlicher und sozialstaatlicher Solidarität seit 2003. Zwei zentrale Annahmen leiten die Forschung: erstens, zivilgesellschaftliche Verlautbarungen und Praktiken sowie sozialstaatliche Leitideen und Instrumente erbringen durch ihre wechselseitige Bezugnahme gesellschaftlich relevante Integrationsleistungen. Zweitens, im Vergleich zum sozialpolitischen und zivilgesellschaftlichen Tagesgeschäft verändert sich während größerer Krisen die Bedeutung und Arbeitsweise von solidarischen Ideen und Praktiken. Entsprechend lautet die Forschungsfrage: Welche konkreten wechselseitigen Bezugnahmen prägen das Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft und Sozialstaat in Bezug auf die Aushandlung und das Verständnis eines solidarischen Miteinanders und wie verändert sich dieses Verhältnis und der Stellenwert der verhandelten oder institutionalisierten Solidarität in Krisenzeiten? Analysiert werden einerseits die wohlfahrtsstaatlichen Dynamiken der Idee der Solidarität auf der diskursiven und instrumentellen Ebene am Beispiel der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Alg II), andererseits die zivilgesellschaftlichen Handlungspraktiken und Verwendungsweisen von Solidarität. Um die jeweiligen Funktionen zivilgesellschaftlicher Interventionen zu identifizieren und die Konflikte herauszuarbeiten, werden mithilfe der soziologischen Institutionenanalyse die verflochtenen Diskurse und Praktiken rekonstruiert. Das Projekt verfolgt hierbei erstens das Ziel, die Dynamik der sozialpolitischen Idee der Solidarität seit 2003 und deren sozialpolitische Institutionalisierung zu analysieren. Darauf aufbauend nimmt das Projekt zweitens eine Verhältnisbestimmung zwischen den institutionalisierten sozialpolitischen Leitideen (‚Solidarität von oben‘) und den zivilgesellschaftlichen Ideen und Solidarpraktiken (‚Solidarität von unten‘) vor. Das Projekt zielt drittens darauf ab, die Dynamiken und Konflikte des solidarischen Tagesgeschäftes mit denen in Zeiten der Finanzkrise und der Covid-19-induzierten Krise zu vergleichen (Solidarität während der Krise). Die drei Schritte erlauben eine theoretisch fundierte Auseinandersetzung mit sozialstaatlich institutionalisierten und zivilgesellschaftlichen Ideen und Praktiken der Solidarität, die eine gegenwartsdiagnostische Deutung und gesellschaftstheoretische Einordnung der derzeit parallel zu beobachtenden Solidarisierungsdynamiken und Solidaritätsbrüche ermöglichen. Das Projekt kombiniert die Institutionenanalyse mit der Deutungsmusteranalyse leitfadengestützter Interviews und einer Instrumentenanalyse der beiden sozialpolitischen Instrumente (GKV und Alg II). Der Materialkorpus besteht neben Plenarprotokollen, Gesetzentwurfsbegründungen u.Ä. aus Programmen, Internetpräsenzen, Medienberichten etc. der zivilgesellschaftlichen Akteure.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung